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„Muss jede Neuerung per Gesetz verordnet werden?“

02.04.2020 14:00
„Als BMC glauben wir nicht an die eine, vermeintlich optimale Versorgung oder Steuerung, sondern an das ständige Streben nach besseren, alternativen Lösungen.“ Das schrieb der Bundesverband Managed Care ins Vorwort seines diesjährigen Kongresses, der im Januar kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie wieder einmal weit mehr als 600 Gäste versammelte. Sie kamen nicht nur, um das zehnjährige Jubiläum des wohl wichtigsten (und angesichts von Corona vielleicht auch einzigen in diesem Jahr) Branchenkongresses zu begehen, sondern auch, um die vom BMC gewählten Themen – Kooperation, Koordination und Digitalisierung für eine patientenorientierte Versorgung – in Breite und Tiefe zu diskutieren. Da es unmöglich ist, das vielfältige Angebot an Foren, Diskussionsrunden und Sessions, die thematisch von digitalen Versorgungsansätzen, über Patienteninteressen in Versorgungskonzepten bis hin zu Geschäftsmodellen und Intersektoralen Versorgungslösungen im Gesundheitswesen reichten, auch nur annähernd zu dokumentieren, finden Sie hier nur einige wenige Highlights.

 

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>> Zum Auftakt betonte der BMC-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Volker Amelung den Nachholbedarf für eine koordinierte Versorgung. Digitale Technologien böten hierbei großes Potenzial für Verbesserungen, diese stellten sich jedoch nicht automatisch ein. „Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir Wandel im Gesundheitswesen aktiv herbeiführen können. Muss jede Neuerung per Gesetz verordnet werden oder können wir auch andere Triebkräfte mobilisieren?“, fragte Ame-
lung. Klare Spielregeln seien essenziell, führten aber noch lange nicht zur nötigen Bereitschaft für neue Versorgungsformen. „Wir sollten weniger über zusätzliche Anreize reden und uns mehr darauf konzentrieren, bestehende Bremsklötze zu lösen. Das gelingt vor allem, wenn Innovationen einen erkennbaren Nutzen für jeden Einzelnen schaffen.“ Neue Ansätze bspw. in der Teledermatologie zeigten, dass dies gelinge, wenn funktionierende Geschäftsmodelle ermöglicht werden.
Dr. Elizabeth Fowler, Executive Vice President beim New Yorker Commonwealth Fund, ging auf die Erfolgsfaktoren für die von ihr mitgestaltete US-Gesundheitsreform „Obamacare“ ein: „Rückblickend war es besonders wichtig, alle Akteure frühzeitig einzubinden und eine gemeinsame Vision zu entwickeln.“ Auch eine aktuelle Studie des Commonwealth Fund hat gezeigt, dass digitale Technologien zwar eine Voraussetzung für eine vernetzte Versorgung sind. Damit diese jedoch mit Leben gefüllt wird, bedürfe es der Bereitschaft zur Koordination und Zusammenarbeit der Beteiligten.
Wie Wandel in der Praxis funktioniert, erläuterte Dr. Jason Cheah, CEO des Woodlands Health Campus in Singapur. Der Stadtstaat, der sich in der Gesundheitsversorgung ähnlichen Herausforderungen gegenübersieht wie Deutschland, verfolgt eine nationale Smart-Health-Strategie mit dem Ziel, allen Einwohnern Datenzugang, Kompetenz und Teilhabe zu ermöglichen. Dabei betonte Cheah wie wichtig es ist, von internationalen Erfahrungen zu lernen: „Als Stadtstaat ist Singapur zu klein, umfassende Ansätze selbst zu entwickeln. Allerdings möchten wir Erster sein, erprobte Versorgungslösungen zu adaptieren.“ Im Zentrum stehen dabei Projekte, mit denen digitale Technologien bewusst und sicher eingesetzt werden, so z. B.
in Form eines digitalen Gesundheitsmarktplatzes, auf dem Pflegebedürftige, -fachkräfte und Dienstleister ihre Bedarfe formulieren und entsprechend vermittelt werden.
Neben der Hauptsession fanden über 30 Sessions statt, in denen referiert und diskutiert wurde, wie innovative Technologien und Versorgungskonzepte Einzug in die Gesundheitsversorgung halten können.
Stellvertretend für viele andere, gleichsam interessante Sessions, seien erwähnt:
• A3: Evaluation von Innovationsfondsprojekten – Modelle und Erfahrungen
• A4: Governance – Wie können Struktur und Steuerung des Gesundheitswesens aussehen?
• B6: Nutzung von Real World Data in der Forschung – Was ist notwendig? Vorträge und Beiträge von Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke (Vorsitzende DNVF), PD Dr. Neeltje van den Berg, Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann (beide Uni Greifswald) und Sven Kernebeck (Uni Witten/Herdecke)
• C1: Faktoren für Erfolg und Misserfolg von Innovationsfondsprojekten

Sowie die Symposien der Industriepartner, u.a. von
• Lilly: Diabetes Versorgung zwischen Chaos und Perfektion? „DEC“ – Ein erfolgreicher Ansatz? Es referierten Dr. Christine Pietsch (Oberärztin, Krankenhaus Märkisch-Oderland), Dr. Erhard Siegel (Ärztlicher Direktor und Chefarzt St. Josefskrankenhaus Heidelberg), Matthias Jakob (Manager Marktzugang und Erstattung Lilly Deutschland). Moderation: Dr. Albrecht Kloepfer, Büro für gesundheitspolitische Kommunikation
• Novartis: Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Fokus: Impulse für die Lebenswelt „Arbeit“
• MSD: Sektorenübergreifende Betreuung in der Onkologie (Vorträge von PD Dr. Neeltje van den Berg (Uni Greifswald), Prof. Dr. Christian Junghanß (Universitätsmedizin Rostock), Dr. Werner Wyrwich (AOK Nordost). Es moderierte Prof. Amelung.
• Pfizer: „Nichts über uns ohne uns“: Wie Digitalisierung und politische Mitbestimmung die Versorgungsrealität von Menschen mit Seltenen Erkrankungen verbessern können. Vorträge: Prof. Dr. Fabian Knebel (Charité Universitätsmedizin), Josefin Jantz (vfa), Catrin Ender (LAM Selbsthilfe Deutschland). Es moderierte: Nicole Schlautmann (Pfizer Pharma). <<

Ausgabe 02 / 2020

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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