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Versorgungsforschung – Potenzial nutzen & Qualität sichern!

04.06.2018 14:00
Im Vorfeld des 17. Kongresses für Versorgungsforschung vom 10. bis 12. Oktober 2018 legt das DNVF ein aktualisiertes Positionspapier vor. Insgesamt zwölf Maßnahmen werden empfohlen, um die Qualität der Versorgungsforschung in Deutschland zu verbessern und langfristig zu sichern, sowie den Transfer der Versorgungsforschungsergebnisse in die Praxis und damit den Nutzen der Versorgungsforschung zu steigern. In diesem Zusammenhang werden Transparenz, Ziel- und Transferorientierung der Forschung und die Schaffung von Forschungsinfrastrukturen gefordert.

http://doi.org/10.24945/MVF.06.18.1866-0533.2107

>> In Wissenschaft, Versorgungspraxis und Gesundheitspolitik herrscht Konsens darüber,
dass die Versorgungsforschung eine wichtige Basis für ein lernendes und sich stetig modernisierendes Gesundheitssystem bietet. Doch Ergebnisse aus der Versorgungsforschung allein sind dafür nicht hinreichend.
Stattdessen ist für ein lernendes Gesund-heitssystem und die dazu erforderlichen Modernisierungs- und Optimierungsprozesse eine transferorientierte Forschung unabdingbar. Dazu müssen zum einen die Qualität der Forschung und die Forschungsergebnisse transparent gemacht sowie die Ergebnisse unter Berücksichtigung aller Beteiligten inklusive der Patienten interpretiert und diskutiert werden (partizipative Forschung und „Clearingprozess“).
Zum anderen müssen anschließend praktische Implikationen im Konsens aller Beteiligten abgeleitet werden (transfer- und umsetzungsorientierte Forschung). Auch umgekehrt sollte ein Transfer aktueller Fragestellungen und Forschungsbedarfe aus der Praxis in die Forschung erfolgen. Förderprogramme sollten aktuelle Forschungsbedarfe aufgreifen und ihr Erfolg sollte an Versorgungszielen evaluierbar sein (versorgungsrelevante und versorgungszielorientierte Forschung). Möglichst gesamtgesellschaftlich konsentierte Versorgungsziele sollten als Planungs- und Steuerungselement der Gesundheits- und Forschungspolitik dienen.
Durch Versorgungsziele und an praktischen Fragen ausgerichtete, partizipative und transferorientierte Versorgungsforschung kann das große Potenzial der Versorgungsforschung für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems genutzt werden.
Empfohlene Maßnahmen:
1. Entwicklung von Versorgungszielen zu drängenden Gesundheitsproblemen in Abstimmung aller Player und Betroffenen, die u.a. der thematischen Fokussierung und Evaluation von Förderprogrammen dienen1 (Ziel: Planung, Steuerung der Forschungsförderung und Evaluation ihrer Ergebnisse).
2. Verpflichtende Registrierung aller öffentlich geförderten Versorgungsforschungsprojekte in einem zentralen Studienregister (Ziel: Transparenz)2.
3. Verpflichtende laienverständliche Publikation und Diskussion der Methoden, Datenquellen und Ergebnisse aller öffentlich geförderten Versorgungsforschungsprojekte und Ableitung von Implikationen für Praxis, Wissenschaft und Politik im Konsens aller Beteiligten; verpflichtende Durchführung von „Transfer-Konferenzen/-Workshops“ seitens der Projektnehmer (Ziel: partizipative und transferorientierte Forschung; clearing- und transferorientierter Prozess .
4. Verpflichtende Berücksichtigung von Fragestellung und Erkenntnisse der Implementie- rungsforschung im Rahmen der Projektgestaltung, denn Barrieren und Förderfaktoren für die spätere Umsetzung des Versorgungsforschungsprojekts können im Projektverlauf bereits erfasst und evaluiert werden (Ziel: Stärkung einer transferorientierten Projektgestaltung in der Versorgungsforschung)
5. Entwicklung von Strategien und Prozessen zur Bewertung von Versorgungsforschungs- ergebnissen und Ableitung praktischer Implikationen, sowie Erweiterung des Systems der Nutzenbeurteilung von Behandlungsmethoden durch Integration von Versorgungsforschungsergebnissen (Ziel: Transparenz, transferorientierte Forschung, evidenzbasierte Gesundheitspolitik).

Ziel des DNVF ist es, die Qualität der Versorgungsforschung in Deutschland zu verbes- sern und langfristig zu sichern. Nur auf der Basis qualitativ hochwertiger Versorgungsforschungsstudien können zuverlässige Entscheidungen getroffen werden. Die Qualität der Forschung hängt insbesondere von der Ausbildung, Expertise und Vernetzung der Forscher ab, daneben vom Stand der Theoriebildung und der Qualität der Methoden und Instrumente, dem Daten- und Feldzugang sowie der Qualität der erhobenen bzw. bereitgestellten Daten. Um diese hohe Qualität langfristig zu sichern, ist der Aufbau von Forschungsinfrastrukturen an Fach-/Hochschulen und Universitäten, die Bildung von Netzwerken sowie Maßnahmen zur Gewinnung des wissenschaftlichen Nachwuchses erforderlich.
Empfohlene Maßnahmen:
6. Verbesserung des Zugangs zu Daten durch die Schaffung einer nationalen Versorgungs- daten-Plattform, die Zugänge ermöglicht und die Qualität der Daten prüft und sichert (Ziel: Datenzugang und Qualität der Daten).
7. Förderung von Professuren für Versor-
gungsforschung an Universitäten und Fach-/ Hochschulen (Ziel: Ausbildung, Theoriebildung, Aufbau von Forschungsinfrastruktur).
8. Förderung von Zentren und Netzwerken an Universitäten und Fach-/Hochschulen und von regionalen Netzwerk en mit außeruniversitären Wissenschaftlern und mit Partner n der Versorgungspraxis (Ziel: Netzwerke).
9. Versorgungsforschung als verpflichtender Inhalt der Ausbildung aller Gesundheitsberufe, um ein forschungsunterstützendes Selbstverständnis aller Akteure im Gesundheitswesen zu fördern (Ziel: Feldzugang, Gewinnung von wissenschaftlichem Nachwuchs).
10. Kontinuierliche Förderung der Versor-
gungsforschung durch BMG , BMBF und DFG ;
Verstetigung des Innovationsfonds (Ziel: Kontinuität und Verlässlichkeit in der Forschung als Voraussetzung für den Kompetenzaufbau der Forscher und die Gewinnung von wissenschaftlichem Nachwuchs).
11. Weiterentwicklung der Methoden und Instrumente in der Versorgungsforschung in nationalen Expertengruppen (Ziel: Weiterentwicklung der Methoden und Instrumente) und Entwicklung übergreifender Leitlinien und Empfehlungen für eine partizipative und transferorientierte Versorgungsforschung (Ziel: partizipative und transferorientierte Forschung).
12. Förderung der Grundlagen- und Kontextforschung in der Versorgungsforschung, z.B. Forschung über den sozialen und organisationalen Kontext der Erbringung von Versorgungsleistungen (Ziel: Theoriebildung).
Clearing- und Transferprojekt Versorgungsforschung

Um die o.g. Maßnahmen umzusetzen bzw. zu unterstützen, wird die Förderung eines Clearing- und Transferprojekts für Versorgungsforschung empfohlen, in dem der Aufbau eines zentralen Studienregisters betreut (Pkt. 2), Konsentierungsprozesse und Transfer-Konferenzen/-Workshops moderiert (Pkt. 1, 3 und 4) und Expertengruppen koordiniert werden (Pkt. 2, 10).
Vergleichbare koordinierende Strukturen bestehen auch in anderen Ländern. Im Rahmen des Clearing- und Transferprojektes sollte  weiterhin eine Plattform geschaffen werden (z.B. Workshops, Gremien), um Forschungsbedarfe zu eruieren und die Diskussion zentraler Fragestellungen der Gesundheitspolitik durch Wissenschaft und Forschung zu moderieren (z.B. zu Fragen der Qualitätsindikatoren, zur patientenorientierten Nutzenbewertung, partizipativen Forschungsansätzen). Diese Clearing- und Transferaufgaben können am Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung (DNVF*) e.V. angesiedelt werden. <<

*Das DNVF e.V., ist ein Netzwerk aus derzeit 52 Fachgesellschaften, 37 wissenschaftlichen Instituten und Forschungsverbünden, 21 juristischen Personen und Personenvereinigungen aus der Versorgungspraxis und mehr als 180 Einzelpersonen, das 2006 gegründet wurde. Es bietet die Plattform für den Austausch von Wissenschaft, Praxis und Politik über die Ver- sorgungsforschung, ihre Fragestellungen, Methoden, Ergebnisse, dem Ergebnistransfer und ihre Rahmenbedingungen. Im jährlichen vom DNVF geplanten Deutschen Kongress für Ver- sorgungsforschung (DKVF) sowie den DNVF-Foren Versorgungsforschung werden aktuelle Themen und Fragen diskutiert. Das DNVF und seine Mitglieder erarbeiten in strukturierten und transparenten Abstimmungsverfahren Memoranden, Diskussions- und Positionspapiere. Im Rahmen des §137a Abs . 7 des SGB V ist das DNVF als zu beteiligende Institution in den Auftrag des IQTIG involviert. Das
DNVF ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus Mitgliedsbeiträgen und Einnahmen aus dem Zweckbetrieb (Seminare und Foren) finanziert. Das Positionspapier wurde vom Vorstand und der Geschäftsführung des DNVF e.V. erstellt.
Kontakt/Autoren: DNVF e.V.
(PD Dr. Monika Klinkhammer -Schalke (Vorsitzende), Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann (Stellv. Vorsitzender), Prof. Dr. Jochen Schmitt (Hauptgeschäftsführer) und Dr. Gisela Nellessen-Martens (Geschäftsführerin)

 

Zitationshinweis: Klinkhammer-Schalke et al.: „Versorgungsforschung – Potenzial nutzen & Qualität sichern!“ in: „Monitor Versorgungsforschung“ (06/18), 28-29; doi: 10.24945/MVF.06.18.1866-0533.2107

Ausgabe 06 / 2018

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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