Coronakrise: „ein Klimawandel für Ideen“
>> Nach der Begrüßung durch Andreas Gerber, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von Janssen Deutschland, gab der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx einen Einblick darin, wie seiner Meinung nach das „Coronavirus unsere Gesellschaft verändert und welche Zukunft wir darauf bauen können“. In diesem Impulsvortrag führte Horx aus, dass man Corona als eine Art Katastrophe sehen könne, aber die Pandemie auch vergleichen könne mit einer Sonnenfinsternis: ein Event, das etwas verdunkele, aber im Kernschatten auch die Corona der Sonne sichtbar würde. Horx: „Diese Sichtbarkeit möchte ich mit Ihnen teilen.“
Wenn wir in 10 bis 15 Jahren auf die Corona-Pandemie zurückblicken, sehen wir in dieser Regnose, dass dieses Ereignis unsere Gesellschaft und Struktur auch in den tiefen Schichten verändert habe. Das hätte der Soziologe Hartmut Roder auf den Punkt gebracht, indem er einmal gesagt habe, dass die Coronakrise „wie ein Klimawandel für Ideen“ wirke. Man könne zwar eine Erschütterung der Gesellschaft beobachten, aber auch ein „neues Normal“. Und nicht immer ein schlechtes, denn – so Horx – 60% der Deutschen würden in Umfragen sagen, dass sie die in der Krise gemachten Erfahrungen und auch die erlebte Entschleunigung nicht missen möchten. Die Kernfragen lauteten: Was können wir aus der Pandemie lernen? Und: Wie wollen wir in Zukunft leben?
Jede Krise habe laut Horx zwei Elemente, die gegeneinander arbeiten würden: „Beschleunigung und Disruption“, wie etwa die Digitalisierung, die in der Pandemie eine enorme „Fluchtgeschwindigkeit“ erhalten habe. Ein zentraler Begriff bei allem sei der Begriff Vertrauen: Es gehe auf einmal um die Frage: Wie sind wir in der Welt positioniert? Noch nie hätten sich so viele Deutsche einverstanden erklärt mit dem, was die Politik macht. Doch Vertrauen kann man nicht kaufen oder fordern, sondern nur erfahren. Doch wenn sie herrsche, entwickelten sich Dinge in einem Win-Win-Verhältnis – gerade im Bereich der Gesundheit. Das gelte auch für die Impfstoffentwicklung.
Das weiß niemand besser als Dr. Paul Stoffels, M.D., Vice Chairman of the Executive Committee and Chief Scientific Officer, Johnson & Johnson. In einem Live-Interview mit ihm, das unter dem Titel „Wo stehen wir in Bezug auf die Entwicklung eines sicheren und wirksamen Impfstoffs gegen Covid-19?“ stand, gab er aus erster Hand ein Update zu den Forschungsaktivitäten von Janssen, auch in Bezug auf Covid-19.
Seine Ausführungen haben sich jedoch inzwischen überholt, da Mitte Januar im New England Journal of Medicine (NEJM) Interimsdaten der Phase 1/2a für den Covid-19-Impfstoffkandidaten von Janssen veröffentlicht wurden. Die Daten zeigen, dass der Impfstoffkandidat (JNJ-78436735), der von den Janssen Pharmaceutical Companies von Johnson & Johnson entwickelt wird, bei einmaliger Verabreichung bei Teilnehmern zwischen 18-55 Jahren eine Immunantwort hervorruft, die mindestens 71 Tage lang anhält – das ist die Zeitdauer, die in dieser Studie gemessen wurde. Die Daten zeigten, dass nach einer einmaligen Impfung neutralisierende Antikörper gegen Covid-19 bei über 90 Prozent der Studienteilnehmer am Tag 29 und bei 100 Prozent der Teilnehmer am Tag 57 nachgewiesen wurden. Diese neutralisierenden Antikörper blieben bei allen Teilnehmern im Alter von 18-55 Jahren bis zum Tag 71, dem derzeit letzten verfügbaren Zeitpunkt in dieser laufenden Studie, stabil.
Die Phase 1/2a-Zwischenanalyse hätte zudem gezeigt, dass dieser Impfstoffkandidat im Allgemeinen von allen Studienteilnehmern gut vertragen wurde. Daten zur Dauerhaftigkeit der Immunreaktionen bei Studienteilnehmern im Alter von über 65 Jahren sind seit Ende Januar verfügbar. Eine längerfristige Nachbeobachtung sei bis zu einem Jahr geplant.
Zu der von Stoffels angesprochenen Phase-3-Studie, an der rund 60.000 Probanden teilgenommen hätten, sollen erste Ergebnisse Ende Januar/Anfang Februar vorliegen. Da diese Studie jedoch vom Infektionsgeschehen abhänge, sei eine exakte Vorhersage nicht möglich. Sollte sich der Einzeldosis-Impfstoff auf Basis der Phase-3-Studiendaten als wirksam erweisen und sich ein gutes Sicherheitsprofil bestätigen, könnte das Unternehmen im Februar einen Antrag auf Notfallzulassung bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA einreichen. <<