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Wie OptiMedis externes Investment nutzt

07.06.2021 10:35
Wer innovative Projekte im Bereich der gesundheitlichen Versorgung initiieren möchte, kann sich diverser Fördertöpfe bedienen. Da wäre zum einen das deutsche Forschungszulagengesetz (FzulG), das eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung für Unternehmen, aber auch für Institute und Forschungseinrichtungen, vorsieht. Zum anderen sind das klassische Förderungen seitens des BMBF, des BMG oder von Institutionen und Stiftungen auf nationaler oder EU-Ebene sowie jener des Innovationsfonds für Neue Versorgungsformen und Versorgungsforschung. Einen ganz anderen, im Bereich der Gesundheitsbranche bisher unbeachteten Weg geht OptiMedis, ein Unternehmen für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen, indem es zusätzliches Kapital über Investoren einwirbt – 2017 mit einem Impact-Investor und 2019 bei einer Gruppe von Privatleuten aus Wissenschaft und „friends and family“, die Wandelanleihen gezeichnet haben, die bei einem nächsten Invest in Aktien der Gesellschaft umgewandelt werden können.

http://doi.org/10.24945/MVF.3.21.1866-0533.2310

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>> Der Grund für diesen Schritt ist recht einfach: „Da unsere Hauptarbeit vor allen Dingen in der Weiterentwicklung regionaler Ansätze besteht, benötigen wir für eine gewisse Zeit eine Vorfinanzierung“, erklärt Dr. rer. medic. h. c. Helmut Hildebrandt, der Vorstandsvorsitzende der OptiMedis AG, dessen Schwerpunkt seit vielen Jahren im Aufbau und Management regionaler populationsbezogener IV-Systeme liegt. So war er zum Beispiel von 2005 bis 2018 neben seiner Vorstandstätigkeit bei OptiMedis auch der Geschäftsführer der Gesundes Kinzigtal GmbH, die die Integrierte Versorgung im Ortenaukreis in Baden-Württemberg verantwortet. Zudem ist er Geschäftsführer der Gesunder Werra-Meißner-Kreis GmbH in Nordhessen. Er ist mit seinem Unternehmen an der Gesunder Schwalm-Eder-Kreis+ GmbH beteiligt und hat über mehrere Jahre das Gesundheitsnetzwerk „Gesundheit für Bill-stedt/Horn“ mit aufgebaut. All das braucht Geld, oft weit, bevor eine öffentliche Förderung überhaupt beantragt werden kann. Und zudem oft länger als eine klassische Förderphase – meist nur drei bis vier Jahre – ausgelegt ist.
„Wenn wir weitere Regionen aufbauen wollen, müssen wir dafür die nötige Vorfinanzierung ermöglichen“, weiß Hildebrandt aus seinen zahlreichen Projekten. Investoren findet er immer öfter. Meistens sind das Partner in den jeweiligen Regionen, die entweder Teil eines regionalen Netzwerks werden wollen, oder aber in ein solches investieren wollen – mit oder auch ohne Regionenbezug.
Einer davon ist der Social-Impact-Investor BonVenture aus München, die erste Beteiligungsgesellschaft im deutschsprachigen Raum, die sich auf die gesellschaftliche Wirkung von Unternehmen fokussiert, also nur in Unternehmen investiert, die mit ihrer Arbeit gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Er ist seit 2017 an OptiMedis beteiligt und weitet sein Investment aktuell weiter aus. Damit einher geht jetzt auch die Umwandlung der 2019 eingegangenen Anleihen in Aktien. Einige Begleiter von OptiMedis wollen damit auch weiter investieren, genauso wie auch Mitarbeiter sich stärker beteiligen wollen.

Positive Stimmung nutzen

„Wir wollen mit diesem neuen Geld nun neue Gesundheitsregionen aufbauen und dazu können wir die derzeit positive Stimmung nutzen“, gibt Hildebrandt die Zielrichtung vor. Damit meint er unter anderem den Zuspruch, den regionalisierte Versorgungsansätze unter anderem durch die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock (1), erfahren, die in ihrer letzten Rede das Thema Gesundheitsregionen eingebracht hat.
Auch ist zu diesem Thema erst vor kurzem ein Antrag der Grünen im Gesundheitsausschuss des Bundestags diskutiert worden, der „Gesundheitsregionen – Aufbruch für mehr Verlässlichkeit, Kooperation und regionale Verankerung in unserer Gesundheitsversorgung“ zum Ziel hat. In diesem Antrag steht wortwörtlich: „Die bestehenden wirtschaftlichen Anreize müssen stärker in den Blick genommen werden, um Kooperation und Vernetzung zu unterstützen. Die bisherigen nach Sektoren getrennten Vergütungssysteme verengen den Blick auf das jeweils – also sektorspezifische – eigene wirtschaftliche Ergebnis. Es bedarf hier einer kooperativen Ökonomie, die den Blick aller Akteure in regionalen Versorgungslösungen für das Ganze fördert und nicht nur den Interessen des Einzelnen dient.“
Dass dies ganz auf der Linie von Hildebrandt liegt, ist klar. Ganz so unschuldig ist er daran auch nicht. So hat er mit zahlreichen Co-Autoren schon im Juli/August 2020 in der Zeitschrift „Welt der Krankenversicherung“ eine viel beachtete Serie (2) initiiert, die sich der „Integrierten Versorgung als nachhaltige Regelversorgung auf regionaler Ebene“ angenommen hat.
Nach und nach kommt das Thema der Gesundheitsregion auf die politische Agenda. Auf nationaler wie Landesebene wie etwa in einer Enquete-Kommission in Mecklenburg-Vorpommern, in der Hildebrandt vortrug. „Nach vielen Jahren des Stillstands beobachte ich ein Stück weit Aufbruch“, gibt der OptiMedis-Chef zu Protokoll, der sich in Deutschland seit zwei Dekaden unermüdlich dieses Themas annimmt. Nun sieht er mehr als nur ein Licht am Ende des Tunnels und will sein Know-how und das seines Unternehmens weitergeben, aber auch weiter ausbauen. Hildebrandt: „Wir wollen neue Leute hinzuziehen, die noch stärker medizinisch-wissenschaftlich und für das Thema Digitalisierung qualifiziert sind.“ Auch das kostet erst einmal Kapital, weil Re-Investitionen durch Projekte oft viele Jahre brauchen.
Mögliche Projekte sieht Hildebrandt eigentlich überall. Auf der kommunalen oder der Landesebene, aber auch bei klassischen Dienstleistern in Sektoren. „Wir sehen beispielsweise derzeit im Krankenhausbereich ein großes Interesse an dieser Thematik, weil gerade große Krankenhausträger erkennen, dass sich das derzeitige DRG-System in eine Richtung schiebt, in die sie gar nicht wollen“, sagt der OptiMedis-Chef, der natürlich auch gleich passende Lösungsansätze im ambulant-stationären Setting parat hat.  Kein Wunder, denn dieses Setting kommt eigentlich in allen der von ihm mit-initiierten Regionen-Projekte vor. Das Interesse ist auf jeden Fall groß, denn es gibt bereits eine  ganze Reihe an Regionen, die bereits bei ihm angefragt haben. Das verwundert Hildebrandt auch nicht, jetzt wo es eine hinreichende wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen der regionalen Versorgungsansätze gibt.
Eigentlich kann Hildebrandts Worten zufolge das OptiMedis-Modell in so ziemlich jeder Region in Deutschland umgesetzt werden. Allerdings mit einer Restriktion: Das sind alle jene Regionen mit hoher Volatilität, was Abwanderungs- und Zuwanderungsbeziehungen betrifft. Das erklärt er so: „Wir investieren mit unseren Modellen in die Gesundheit der Menschen, die in einer bestimmten Region leben. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass mit jedem einzelnen Wegzug ein Teil des Investments verloren ist.“ <<

Zitationshinweis:
Stegmaier, P.: „Wie OptiMedis externes Investment nutzt“, in „Monitor Versorgungs-forschung“ (03/21), S. 18-19. http://doi.org/10.24945/MVF.03.21.1866-0533.2310

 

Literatur

1: https://www.zdf.de/nachrichten/zdfheute-live/gruenen-kanzlerkandidatur-entscheidung-baerbock-rede-video-100.html
2: Hildebrandt et al.: „Integrierte Versorgung als nachhaltige Regelversorgung auf regionaler Ebene“, in „Welt der Krankenversicherung“, ab 7-8/2020

Ausgabe 03 / 2021

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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