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Vorschlag für eine Wissensdatenbank Innovation

07.08.2021 09:30
Wer die Beschluss-Empfehlungen des G-BA bezüglich der Übertragung oder Weiterführung der beendeten (Stand: 23.7.21) Innovationsfonds-Projekte – 6 bei Neuen Versorgungsformen, 29 bei Versorgungsforschung – liest, muss anerkennen, dass sich der Bundesausschuss viel Arbeit macht. Insbesondere bei dem Versuch, zwischen den einzelnen Förderprojekten sinnige Querverbindungen zu schaffen. Doch bleibt aufgrund der – vorsichtig formuliert – ausbaufähigen Datenhaltung sicher einiges an Wissen ungehoben, weil Querverbindungen durchaus – wohl eher zufällig – zwischen Projekten des Innovationsfonds möglich sind, nicht aber mit vielleicht ebenso wichtigen Detailergebnissen vieler anderer Projekte; und schon gar nicht mit solchen aus anderen Fördertöpfen (BMBF, DFG, BMG, EU etc.). Das möchte „Monitor Versorgungsforschung“ mit einem gemeinsam mit dem IT-Unternehmen metaphacts entwickelten Vorschlag ändern: einer agilen Datenbanklösung für alle Innovations-Projekte.

http://doi.org/10.24945/MVF.04.21.1866-0533.2328

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>> Die Evaluatoren der  bislang beendeten Innnovationsprojekte halte sich an das, was in den geltenden „Allgemeinen Nebenbestimmungen“ (ANBest-IF) des Innovationsausschusses steht. Hier wird gefordert, dass der „Förderempfänger verpflichtet ist, das Ergebnis – mindestens im sachlichen Gehalt des Schlussberichts – innerhalb von sechs Monaten nach Abschluss des Projekts auf geeignete Weise der Fachöffentlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland zugänglich zu machen“. Darüber hinaus wird – so die ANBest-IF weiter – der Innovationsausschuss die Ergebnis- und Evaluationsberichte auf seinem Portal veröffentlichen. Das tut er auch. Über eine relationale Datenbank kann jeder Interessierte PDF-Dokument für PDF-Dokument öffnen, zudem mit teilweise durchaus existierenden Veröffentlichungen in anderen, meist internationalen Medien, ergänzen, um so zu einem Erkenntnisgewinn oder einer Wissens-Synthese zu kommen.
Das große Problem dabei ist, dass es die Politik und auch der Innovationsausschuss in seinen „Allgemeinen Nebenbestimmungen“ bislang versäumt haben, eine sinnfällige Datenbank-Struktur vorzugeben oder gar vor Abgabe der ersten Evaluationen eine moderne Datenbanklösung für Innovationsfonds-Projekte zu initiieren. Eine derartige Datenbank mitsamt einer auf die Vielfältigkeit von Innovations-Projekten ausgelegten Datenbankstruktur/Core-Datenset ist jedoch entscheidend für die Frage, wie das durch den Invest einiger Milliarden an Fördergeldern akkumulierte Wissen gehoben werden kann. Zum Beispiel, um wichtige Fragen zu beantworten; wie etwa, welche Innovations-Projekte:
• Case-Management-Ansätze integrieren und wie diese aufgesetzt wurden?
• welche Anreizsysteme für Ärzte wie Patienten eingesetzt wurden und wie diese funktionierten?
• welche Stellschrauben genau verändert werden müssen, um sektorübergreifende Versorgung zu ermöglichen/zu erleichtern?
• welche Steuerungsansätze nicht oder zu wenig reüssierten, um die dadurch entstehenden Probleme in Folgeprojekten zu vermeiden?
• welche IT-gestützten Systeme wo und wie verwandt und welche Erfahrungen damit gemacht wurden,
• und und und.

Wer eine derartige Wissens-Synthese auf einer Metaebene der Erkenntnisse erzeugen will, braucht zum einen das passende Instrument dazu: eine agile Datenbank. Diese gibt es seit einigen Jahren in Form sogenannter Knowledge- oder Graphdatenbanken. „Anders als bei bisher üblichen relationalen Datenbanken (z. B. MySQL) werden hier „Graphen“ – bestehend aus Knoten und Kanten, die wiederum die Verbindungen zwischen den Knoten bilden – genutzt, mit deren Hilfe stark vernetzte Informationen nicht nur gespeichert, sondern auch grafisch dargestellt werden können“, erklärt Sebastian Schmidt, CEO von metaphacts. Das Walldorfer IT-Unternehmen entwickelt seit vielen Jahren moderne Wissens-Systeme vor allem für die Sicherheits- und Versicherungs-Branche, ebenso für die Pharma. Aber eben nicht nur: Gemeinsam mit metaphacts und dem Berliner Beratungsunternehmen Healthcare Factory (dem Nachfolger von Ordinary People) wurde in Kooperation mit „Monitor Versorgungsforschung“ eine agile Datenbank-Struktur für alle Innovationsfonds-Projekte entwickelt – bisher in Form einer pro-bono-Initiative. Damit können viele, bisher eher intransparente Querverbindungen zwischen den einzelnen Projekten dargestellt werden. Die Live-Schaltung samt eines Open-Access-Online-Zugangs ist noch für den Herbst dieses Jahres vorgesehen.
Was nun noch fehlt, ist die Entwicklung einer darauf aufsetzenden Datenbankstruktur/Core-Datenset sowie eines entsprechenden Front-ends. Mit diesen können dann im ersten Step die Evaluationsergebnisse der sehr vielfältigen und vor allem höchst unterschiedlichen Innovationsfonds-Projekte abgebildet werden. Im zweiten Step können dann in dieselbe Datenbank auch alle anderen Ergebnisse aus Projekten mit einer anderen Fördergenese bevorratet und auf einer gemeinsamen Metaebene ausgewertet werden.
Datenbank-Struktur ist die Hauptherausforderung
Klar wurde nach einem Vortrag anlässlich der letzten Online-Sitzung der BMC-Arbeitsgruppe „Geförderte Innovationsfondsprojekte“, dass nicht die unbedingt über die metaphacts mögliche Datenbank-IT, sondern die Struktur derselben die Hauptherausforderung sein wird. Hierzu schlägt Martin Klein, Gesellschafter der Healthcare Factory, ein Vorgehen ähnlich des vom EQUATOR-Netzwerk vorgeschlagenen methodischen Konzepts für die Entwicklung von Leitlinien für Forschungsberichte vor. Hier wurde ein TIDieR-Steuerungskomitee implementiert, das eine Liste von 34 potenziellen Items basierend auf relevanten CONSORT-Checklisten und Checklisten für die Berichterstattung disziplin-spezifischer oder anderer spezieller Arten von Interventionen erstellt hat (1). Die daraus resultierende von Hoffmann et al. beschriebene TIDieR-Checkliste – Template for Intervention Description and Replication – stellt eine Erweiterung des „CONSORT 2010 Statements“ und des „SPIRIT 2013 Statements“ dar (1). In der deutschen Übersetzung durch Cochrane Deutschland (2) wird eine 12-Item-TIDieR-Checkliste vertieft: Bezeichnung, Warum, Was (Materialien), Was (Verfahren), Wer intervenierte, Wie, Wo, Wann und Wieviel, Anpassungen, Modifikationen, Wie gut (geplante Durchführungskontrolle), Wie gut (tatsächliche Durchführung).  Während, wie die deutschen Cochrane-Übersetzer Voigt-Radloff, Blümle und Meer-
pohl schreiben, der Fokus der Checkliste zwar auf klinischen Studien liege, könne die erweiterte Anleitung bei allen evaluativen Studien-
designs herangezogen werden. Klein: „Ein
derartiges oder zumindest ähnliches Vorgehen ist auch für die Berichterstattung von Innovations-Projekten sinnvoll.“
Doch zuallererst ist seiner Aussage nach die Gründung eines Gremiums oder eines Konsortiums nötig, das in der Lage ist, sowohl die inhaltliche Strukturarbeit zu leisten, als auch einen entsprechenden Förderantrag in Abstimmung mit dem G-BA zu stellen – und das auch noch möglichst schnell. Der Grund dafür: Zur Zeit liegen erst 6 Ergebnis-/Evalua-tionsberichte bei Neuen Versorgungsformen (NVF) und 29 bei Versorgungsforschung (VF) vor. Doch schon bald folgen viele weitere: bei den NVF werden 34 weitere Evaluations- und Ergebnisberichte erwartet, bei den VF sind es 52. „Je mehr Zeit ins Land geht, desto schwieriger wird es, den Projektverantwortlichen beizubringen, dass die Evaluationsergebnisse einem vorher von Wissenschaft und Praxis konsentierten und dann auch vom Innovationsausschuss vorgegebenen Core-Datenset folgen müssen. Nur so kann Wissen auf einer Metaebene entstehen, das in der Lage ist, unser Gesundheitssystem wirklich nach vorne zu bringen“, setzt Klein dazu.
Die Welt der Versorgungsforschung in einer Datenbank
Da jedoch die Förderwelt des Innovationsfonds zwar einen wichtigen, aber eben nur einen begrenzten Teil der großen Förderlandschaft in Deutschland und Europa abdeckt, planen metaphacts, Healthcare Factory und „Monitor Versorgungsforschung“ bereits jetzt die Ausdehnung des „Monitor Innovationsfonds“ auf andere Förderquellen. „Ziel ist es, die gesamte Förderlandschaft in einer einzigen Datenbank abzubilden, damit jedes Projekt und vor allem jedes Projektergebnis mit allen anderen gematcht werden kann“, erklärt metaphacts-CEO Schmidt. Ergänzend dazu ist es Kleins Worten zufolge sinnvoll, über die additionale Einspeisung der durch die mit öffentlichen Geldern entstandenen Projekt-Rohdaten – natürlich im höchsten Grade DSGVO-
konform personomi- und anonymisiert – nachzudenken. Klein: „Erst durch diesen Schritt können die in den Evaluationen sichtbaren Projektergebnisse durch andere Forscher nachvollzogen und im besten Fall verifiziert werden – so funktioniert Wissenschaft auch im öffentlich gefördertem Umfeld.“ <<

Literatur

1: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24609605/
2: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0041-111066

 

Zitationshinweis:
Stegmaier, P.: „Vorschlag für eine Wissensdatenbank Innovation“, in „Monitor Versorgungsforschung“ (04/21),
S. 28-29. http://doi.org/10.24945/MVF.04.21.1866-0533.2328

Ausgabe 04 / 2021

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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