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Normalisierungs-Prozess-Theorie

23.03.2022 08:00
Für die erfolgreiche Einführung von Innovationen in komplexe adaptive Systeme, wie z.B. in Arztpraxen oder Krankenhäuser, müssen wir verstehen, wie sich Umsetzungsprozesse und ihre Kontexte gegenseitig bedingen. Insbesondere detaillierte Kenntnisse darüber, welche Handlungen Agierende vollziehen, um einer Innovation einen Sinn zu geben und sie in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren sowie das Wissen über Kontextelemente, welche das Handeln beeinflussen, sind eine wesentliche Voraussetzung für den Übergang einer Innovation aus dem Modellprojektstatus heraus in den Versorgungsalltag. Die Normalisierungs-Prozess-Theorie (NPT), welche derzeit zu den prominentesten Theorien in der Implementierungsforschung zählt, kann in diesem Zusammenhang Orientierung geben. Sie charakterisiert die Einführung und Einbettung von Innovationen als sozialen Prozess kollektiven Handelns und weniger als Anstrengung individuell Agierender. Als Theorie mittlerer Reichweite beschreibt sie eine Reihe von generativen Mechanismen unterschiedlicher Art, welche das Handeln der beteiligten Agierenden bei der Einbindung von Innovationen in die Versorgung motivieren und strukturieren.

http://doi.org/10.24945/MVF.02.22.1866-0533.2389

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>> Die Normalisierungs-Prozess-Theorie ist eine soziologische Theorie, welche für Mechanismen sensibilisieren möchte, die zur Umsetzung, Einbettung und Integration neuer Technologien und organisatorischer Innovationen grundlegend sind (May & Finch 2009). Im Zentrum stehen insbesondere die kognitiven und sozialen Prozesse, welche Menschen durchlaufen, um eine Innovation in ihre Alltagspraktiken zu integrieren und deren Nutzung aufrechtzuerhalten. Mit ihr lassen sich in diesem Zusammenhang in verschiedensten Stadien eines Implementierungsprozesses Faktoren identifizieren, welche die routinemäßige Einbindung neuer Praktiken in die Alltagspraxis fördern und/oder hemmen (Murray et al. 2010; May 2006, May 2013).
Die NPT ging als Erweiterung aus dem Normalisierungsprozessmodell (NPM) von May und Kolleg:innen hervor (May et al. 2007) und stellt für das Verständnis von Implementierungsprozessen vier nicht-lineare generative Kernmechanismen bereit (siehe Tabelle 1):
• Kohärenz (Coherence): die Bewusstseinsbildung, die Einzelpersonen und Gruppen betreiben, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich eine Innovation von anderen Praktiken unterscheidet, welche Vorteile sie bietet und was die Menschen tun müssen, um sie zu nutzen.
• Kognitive Partizipation (Cognitive Participation): die Beziehungsarbeit, um sicherzustellen, dass die richtigen Personen an der Umsetzung der Innovation beteiligt sind, sowie die Legitimation und das Engagement von Personengruppen, sich neu zu organisieren, um die Innovation zu nutzen.
• Kollektives Handeln (Collective Action): die Bemühungen der Menschen, eine Innovation zu operationalisieren.
• Reflexive Überwachung (Reflexive Monitoring): die individuelle und kollektive Bewertung der Veränderungsarbeiten sowie der nachhaltigen Nutzung der Innovation.

Jeder Kernmechanismus wird zudem über vier Unterkomponenten vertiefend konzeptualisiert (im Rahmen dieses Beitrags nicht aufgeführt), wodurch ein tiefgreifendes Verständnis der Mechanismen möglich wird. <<

Zitationshinweis:Köblerlein-Neu, J., Piotrowski, A.; „Normalisierungs-Prozess-Theorie“, in „Monitor Versorgungsforschung“ (02/22), S. 42-43. http://doi.org/10.24945/MVF.02.22.1866-0533.2389
Köberlein-Neu, J.: ORCID: 0000-0002-3451-7847
Piotrowski, A.: ORCID:  0000-0001-5206-4514


Ausgabe 02 / 2022

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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