OA MVF 03/11: „Wegweisendes Modell“
>> Wie wichtig diese Initiative der Integrierten Versorgung Schizophrenie tatsächlich ist, machte Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen, im Rahmen der Pressekonferenz zum Start der wissenschaftlichen Evaluation deutlich: „Allein bei der AOK Niedersachsen sind 13.000 an Schizophrenie erkrankte Personen versichert.“ Neben dem individuellen Leid, das sie verursache, sei die Schizophrenie eine der teuersten psychischen Erkrankungen. „Je später eine sachgemäße Therapie beginnt, umso ungünstiger ist der Verlauf der Therapie“, so Peter. Bei rechtzeitiger und kontinuierlicher Behandlung sei hingegen eine gute Langzeitprognose für die Patienten auch im Hinblick auf den Erhalt der individuellen Lebensqualität möglich. Doch eine engmaschigere Versorgung aufzubauen, „kostet zunächst erst mal Geld“. Deshalb habe sich die AOK Niedersachsen dazu entschlossen, im Rahmen einer Ausschreibung einen Vertragspartner zu suchen, der dieses finanzielle Risiko im Rahmen einer sogenannten Budgetverantwortung tragen könne, erklärte Jürgen Peter die Motivation und die Hintergründe für die Initiative IVS. „Budgetverantwortung heißt, dass die AOK Niedersachsen nur das zahlt, was auch die Regelversorgung kostet“, führte der Vorstandsvorsitzende weiter aus. Auf diese Weise sei sichergestellt, dass mögliche Ausgabensteigerungen nicht zu Lasten der Solidargemeinschaft gingen. Von den eingereichten Angeboten war das Konzept der I3G GmbH laut Peter „das überzeugendste - in medizinischer wie auch wirtschaftlicher Hinsicht“. Da im Zusammenhang mit diesem Projekt immer wieder Kritik geäußert werde, denn die I3G Managementgesellschaft ist eine Tochter der Janssen-Cilag GmbH, hob Jürgen Peter einige wichtige Bestandteile des Vertrages heraus und stellte fest: „Zum einen liegt die Therapieentscheidung in der Integrierten Versorgung ganz alleine beim behandelnden Arzt. Zum anderen hat die AOK Niedersachsen keine Rabattverträge für Neuroleptika und Antidepressiva mit Janssen-Cilag.“
Inwieweit die Erwartungen an eine verbesserte Versorgung tatsächlich realisiert werden, soll in einer begleitenden wissenschaftlichen Untersuchung eruiert werden. Für die Evaluation zeichnet Prof. Dr. Jürgen Wasem, Universität Duisburg-Essen, verantwortlich. „Das primäre Ziel der Evaluation ist ein Vergleich von Patienten mit Schizophrenie, die in die Integrierte Versorgung eingeschrieben sind, mit Patienten, die in der Regelversorgung behandelt werden.“ Zielparameter sind primär die Anzahl von Krankenhaustagen, sowie aktuelle Krankheitsschwere, die Lebensqualität und die Patienten- und Arztzufriedenheit. „Des Weiteren führen wir eine Kosten-Effektivitäts- sowie eine Kosten-Nutzwert-Analyse aus Perspektive der gesetzlichen Krankenversicherung durch“, erklärte Jürgen Wasem. Die Rekrutierung der Patienten für die Evaluation erfolge im Sommer, erste Ergebnisse der Evaluation seien im Oktober 2012 zu erwarten. <<
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Open Access-PDF zum Zitieren (Zitationshinweis: Mutschler, J.: „Wegweisendes Modell“. In: "Monitor Versorgungsforschung" (MVF) 03/11, S. 21.)