OA MVF 06/11: Versorgungsatlas Schmerz
>> In Deutschland leiden etwa 13 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen - doch nur rund 20 Prozent erhalten eine adäquate Therapie. Deshalb habe es sich das Pharmaunternehmen Grünenthal zur Aufgabe gemacht, innovative und effektive Therapieoptionen zu entwickeln, damit Schmerzpatienten in Deutschland optimal versorgt werden könnten, erklärte Kai Martens, Geschäftsleiter Deutschland der Grünenthal GmbH. Bis zum „Versorgungsatlas Schmerz“ sei die Datenlage zur Versorgungssituation im Bereich Schmerz ungenügend gewesen. „Um Innovationsführer in der Schmerztherapie zu sein, müssen wir genau wissen, wie es unseren Patienten geht“, führte Martens weiter aus, „nur so können wir mit allen Beteiligten die Versorgungssituation verbessern.“ In drei Jahren gemeinsamer Projektarbeit habe man nun viele Erkenntnisse zur Versorgungssituation gewinnen können. Somit seien die Ergebnisse ein wichtiger, erster Schritt und sollten schließlich den Grundstein für zukünftige Entscheidungen, die sich an den Bedürfnissen der Patienten orientieren, bilden.
Die Motivation zur Teilnahme an diesem Projekt aus Sicht der Krankenkasse erläuterte Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher, Vorsitzender des Vorstandes der DAK. Schmerzen stellten eine schwere Belastung für die Betroffenen dar und verursachten in ihrer Konsequenz auch hohe direkt und indirekte Krankheitskosten. „Nur eine Kasse, die fortlaufend Erkenntnisse über Stärken und Probleme in der Versorgung gewinnt, kann erfolgreich eine bessere Qualität im Gesundheitswesen organisieren“, so Rebscher.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie präsentierte Prof. Dr. Gerd Glaeske, wissenschaftlicher Begleiter des Projekts. Ein großer Anteil der Rückenschmerzpatienten leide unter chronischen Schmerzen. „Im Rahmen des Projektes ‚Versorgungsatlas Schmerz‘ wurden Surrogatparameter für Schmerzchronifizierung in Krankenkassenroutinedaten ermittelt“, sagte Glaeske. Dabei zeigte sich, dass es in der Versorgung von Schmerzpatienten Über-, Unter- und Fehlversorgung gebe. Eine multimodale Schmerztherapie erhielten je nach Schmerztyp nur maximal 3 % der Versicherten. „Die Analysen weisen aber daraufhin“, erklärte Glaeske, „dass im Folgejahr der Therapie sogar positive Kosteneffekte entstehen können.“ Die Durchführung einer multimodalen Schmerztherapie könnte sich somit auch in Bezug auf die Kosten der Krankenkassen lohnen. Darüber hinaus könnte eine frühe Identifizierung von so genannten Risikopatienten und eine entsprechende Prävention, vor allem bei einer Rückenschmerzchronifizierung, dazu beitragen, Ausgaben einzusparen. „Denn je stärker der Hinweis auf eine Schmerzchronifizierung war, desto höher waren auch die direkten Versorgungskosten.“ Seiner Einschätzung nach muss die Kooperation zwischen den einzelnen Ärzten verbessert und die Qualifikation der Behandler optimiert werden. „Sowohl die Awareness für diese Patienten als auch die Behandlungsstrukturen müssen verbessert werden.“<<