Die Bedarfsplanung zielgenauer am Bedarf ausrichten
>> Zu Beginn der Veranstaltung fasste Prof. Dr. Leonie Sundmacher, LMU München, die wichtigsten Empfehlungen des Gutachtens zusammen. Determinanten des Versorgungsbedarfs sollten gemäß einer bundesweit einheitlichen Methodik berücksichtigt werden, sodass Patienten mit vergleichbarer Morbidität unabhängig vom Wohnort ein vergleichbarer Versorgungsbedarf zugewiesen werde, so Sundmacher. Unter Berücksichtigung von Alters-, Geschlechtsgruppen und Morbidität operationalisiert als Krankheitsgruppen und Multimorbidität wurden im Gutachten insgesamt über 1.000 Modelle berechnet, um die Bedarfsplanung zielgenauer am Versorgungsbedarf der Patienten auszurichten.
Dr. Irmgard Stippler, Vorsitzende des Vorstands der AOK Bayern, reflektierte die Empfehlungen des Gutachtens vor dem Hintergrund eines guten Zugangs für alle Versicherten. Die in den ländlichen Regionen wohnende Bevölkerung dürfe bei der Reform der Bedarfsplanung nicht vernachlässigt werden und hierfür sei langfristig auch eine sektorenübergreifende Perspektive wichtig, so Stippler. Stephan Spring, Geschäftsführer der KV Bayerns, stellte in seinem Vortrag die Bedeutung und den Einsatz der niedergelassenen Ärzte für die Sicherstellung des Zugangs zur Versorgung in ganz Deutschland heraus. MDg. Gabriele Hörl, Leiterin der Abteilung Gesundheit, Gesundheitspolitik und Krankenversicherung am Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, betonte die Bedeutung regionaler Unterschiede in den Versorgungsstrukturen. Eine strukturierte Auseinandersetzung mit Ergebnissen der Bedarfsplanung vor Ort sei wichtig, so Hörl.
Der folgende Teil der Veranstaltung war der Vertiefung wesentlicher Empfehlungen des Gutachtens gewidmet. Dr. Laura Schang, LMU München, stellte die Entwicklung von Standards für Erreichbarkeiten und Wartezeiten vor. Diese sollten in ein systematisches Versorgungsmonitoring mit Versorgungszielen eingebunden werden, um eine bundesweit vergleichbare Bewertung regio-naler Versorgungssituationen zu gewährleisten. Prof. Dr. Leonie Sundmacher führte anschließend die Vorgehensweise zur Schätzung des Versorgungsbedarfs aus. Signifikante Veränderungen des Versorgungsbedarfs je Einwohner etwa im Zuge der Alterung der Gesellschaft und im Zusammenhang mit der langfristigen Zu- oder auch Abnahme bestimmter Krankheitsbilder sollten hierbei in den Verhältniszahlen berücksichtigt werden.
Danny Wende, Wig2 GmbH, skizzierte Reformvorschläge zur besseren Erfassung der Mitversorgung. Diese sollte auf Basis eines Gravitationsmodells als potenzielle Versorgung innerhalb überlappender Service-Areas von Ärzten bei einer zumutbaren Erreichbarkeit erfasst werden, so Wende.
Anschließend erörterte PD Dr. Neeltje van den Berg, Universitätsmedizin Greifswald, Modelle zur Sicherstellung der Versorgung insbesondere in ländlichen Räumen. Die Einbindung von nichtärztlichen Praxisassistenten zur Unterstützung und Entlastung des Hausarztes, die Ausschreibung von leistungsbezogenen Versorgungsaufträgen bei festgestellter Unterversorgung und die gegenseitige Kompensation von Arztgruppen könnten so regional koordinierte Lösungen unterstützen. <<
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Die Vortragsfolien zu der Veranstaltung können unter https://www.hsm.bwl.uni-muenchen.de/veranstaltungen/symposium2/index.html heruntergeladen werden.