„Entscheidungen mit Verpflichtung zur Einigung“
>> Herr Hecken, als Sie vor vier Jahren als Präsident zum BVA kamen ...
… war das eine ähnlich spannende Zeit wie heute. Denken Sie an die damals zu organisierende Einführung des Morbi-RSA, die mir einige schlaflose Nächte bereitet hat. Abstrakt über Politik oder die Verbesserungspotenziale zu diskutieren ist das eine. Wenn Sie aber ein Rechenmodell vorlegen müssen, bei dem man erst vier Wochen vor dem Start weiß, welche Zuweisungsbeträge wirklich heraus kommen und man das Ergebnis nicht mehr korrigieren kann, ist das aufreibend.
Wohl wissend, dass auf allen Seiten Menschen sitzen, die darauf warten, entsprechend zu reagieren.
Ja, klar. Damals wurden in Berlin schon Wetten darauf abgeschlossen, dass der Morbi-RSA und damit der Fonds scheitern.
Im Endeffekt war das ein Blindflug oder vielleicht Glück.
Glück kann man nicht sagen. Es wurden vorher jede Menge Modellrechnungen durchgeführt. Das große Problem war aber, dass es zwar Anhaltspunkte gab, jedoch ex ante. Bis zur Datenmeldung stand keine valide Datenbasis über die tatsächliche Morbidität zur Verfügung. Was wäre denn gewesen, wenn auf einmal fünf oder sechs Prozent Abweichung bei drei oder auch vier relevanten Krankheiten aufgetreten wären? Das hätte das ganze Finanzgefüge durcheinander gebracht. Das war einer jener spannenden Momente, in denen Politik auf Wirklichkeit trifft.
Warum haben Sie denn 2009 dem BVA in Bonn den Rücken gekehrt?
Ich habe das BVA zu dem Zeitpunkt verlassen, als die damalige Herausforderung, den Morbi-RSA und den Fonds einzuführen, zum routinemäßigen Aufsichtsgeschäft über die Kassen wurde.
Was reizt Sie denn an der Aufgabe, die Sie ab 1. Juli als neuer unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses übernehmen?
Der G-BA und die gemeinsame Selbstverwaltung können Entscheidungen viel näher an der Versorgungsstruktur und....
Ausführliches Interview: siehe Archiv, MVF 04/12 (Zugang nur für Abonnenten)