Kommentar: „Die Fünfte Hürde ist kein Schmuckstück“
>> Wozu ist die forschende pharmazeutische Industrie da? Sie soll neue Arzneimittel entwickeln, testen und ggf. auf den Markt bringen. Wozu soll sie neue Arzneimittel auf den Markt bringen? Damit die Gesundheit der Menschen verbessert wird. Was ist das Problem? Dass die Preise für patentgeschützte Arzneimittel von den Krankenkassen als „zu hoch“ erachtet werden; sie befürchten, dass ihre Ausgaben dadurch außer Kontrolle geraten und sehen daher teure Innovationen in der Versorgungsrealität lieber nicht so gerne.
Wie war die Lösung bisher? Die verordnete Menge an neuen und teuren Arzneimitteln wurde gering gehalten, obwohl das offizielle Flaggschiff der Gesundheitspolitik die Bildung von Festbeträgen war und damit auf den Preis („reference prices“) zielte. Insider wissen, dass neue Arzneimittel immer schnell verfügbar waren, aber ihre Anwendung sehr zögerlich erfolgte. Direkt belegen dies vergleichende Studien, wie sie z. B. von Patricia Danzon durchgeführt wurden. Indirekt kann man dies daran ablesen, dass die verordneten Mengen vieler Arzneimittel nach Anlauf des Patentschutzes in die Höhe schnellen.
Dreh- und Angelpunkt dieser Politik waren die niedergelassenen Ärzte, die durch Wirtschaftlichkeitsprüfungen und Regressdrohungen vielfach davon abgehalten wurden, ausgabenintensive Innovationen zu verordnen, um ihr Budget nicht zu belasten. Die Klage der Industrie, dass in Deutschland Innovationen nicht beim Patienten ankämen, war häufig berechtigt.
Mit dem AMNOG sollte der Preis neuer Arzneimittel nunmehr direkt ins Zentrum der Politik gerückt werden. Es sollte auch Schluss sein mit der Praxis, die Verantwortung für die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen denjenigen zuzuschieben, die diese gar nicht tragen können: Patienten und vor allem Ärzten (wobei dies einigen Funktionären nicht als Problem erschien).
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Ausführlicher Kommentar: siehe Archiv, MVF 05/13 (Zugang nur für Abonnenten)