Patientenorientierung als zentraler Prüfstein
> Von der Veranstaltung „Versorgungsforschung trifft Politik“ ging anscheinend doch ein Impuls an die Politik aus, um die Stärkung der Versorgungsforschung ernsthaft auf die gesundheitspolitische Agenda der beginnenden 18. Legislaturperiode zu setzen. Im Zentrum des Abends, der durch einen Zeichner (Bild) live visualisert wurde, stand die Frage, welchen Beitrag die Versorgungsforschung leisten kann, um Versorgungsgerechtigkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen zu erhöhen. Genau das will die Politik anscheinend nun. Zumindest im Koalitionsvertrag steht die Absichtserklärung, dass die Regierungsparteien vorhaben, „die Versorgungsforschung zu stärken, um vor allem die Alltagsversorgung von Patienten zu verbessern“.
Zusätzlich formulierte der Vorsitzende des DNVF, Prof. Edmund Neugebauer (Universität Witten-Herdecke), in seinem Vortrag zur Patientenorientierung, die Frage, ob die Strukturen und Prozesse und Ergebnisse des derzeitigen Gesundheitssystems überhaupt auf die Wünsche und Bedürfnisse des Einzelnen angemessen ausgerichtet seien. Eine unbeantwortet gebliebene Frage, die er selbst mit der Anregung versah, dass gerade die Patientenorientierung der zentrale Prüfstein für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems werde. Dazu brauche es auch befähigte Patienten. Daher müsse es ein eigenes Versorgungsziel sein, unabhängige evidenzbasierte Patienteninformationen zur Verfügung zu stellen.
In seinem Vortrag zum Datenzugang referierte Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann (Universität Greifswald) über für einen Versorgungsforscher kardiologisch relevante Revolutionen. Denn gerade mit dem Versorgungsstrukturgesetz sei ein wahrer Durchbruch erzielt worden. Denn die Versorgungsforschung dürfte damit rechnen, über das DIMDI einen Datenstamm aus dem M-RSA zu bekommen, der alle gestellten Diagnosen, Verordnungen und Leistungsausgaben umfasse. Doch leider keine Regionalvarianten, ebenso keine Versicherungszeiten, Todeszeitpunkte und Prozedurparameter im Krankenhaus.
Ersteres will die Politik laut der aktuellen Koalitionsvereinbarung korrigieren, indem künftig Regionalkennzeichen der patientenbezogenen Ausgaben erhoben werden sollen.
Die Versorgungsforschung müsse nun ebenso darüber diskutieren, wie sie sich vor dem Datenschutz schützen könne, meint Hoffmann. Hier spiele die Abwägung der hohen Güter des Datenschutzes gegenüber den Vorteilen einer transparenten Versorgung eine große Rolle, was nicht einfach sei. Denn hier gehe es um Abwägungsprozesse zwischen informationeller Selbstbestimmung und verbesserter Therapie. Hoffmann: „Da müssen wir im gesellschaftlichen Konsens weiterkommen.“ Anlässlich der Veranstaltung präsentierte das DNVF auch ein Papier als „Navigationshilfe für Gesundheitspolitik“, das gemeinsam mit der Bertelsmann Stiffung erarbeitet worden ist. Darin wurden Eckpunkte eines „Nationalen Aktionsplans für Versorgungsforschung“ dargestellt, von denen einige auch Eingang in die Koalitionsvereinbarung Eingang fanden. <<