Zweitmeinung: Der Rat, der Klarheit schafft
>> Rund 15,4 Millionen Operationen wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr in den Krankenhäusern hierzulande durchgeführt. Nach Studien des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung gab es in vier Jahren allein bei den orthopädischen Eingriffen einen Anstieg von 14 Prozent. Bei den kardiologischen Operationen waren es sogar 17 Prozent – und dabei wurden ausschließlich die schweren Fälle gewichtet. Ein Teil dieser Steigerungen lässt sich sicherlich durch die Alterung der Gesellschaft erklären. Laut Statistischem Bundesamt entfallen 42 Prozent der Operationen auf Senioren. Zu den häufigsten Behandlungen in der Altersgruppe der über 65-Jährigen gehören Darmoperationen, das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks sowie endoskopische Eingriffe an der Galle. Dagegen spielen bei den 45-bis- 64-jährigen Gelenkoperationen und der Meniskus die größte Rolle.
Natürlich gibt es Fälle, in denen Operationen zwingend erforderlich sind. „Die aktuellen Statistiken belegen aber, dass in deutschen Kliniken Operationen zu früh und zu häufig vorgenommen werden“, sagt Katrin Bremora, Fachreferentin im Versorgungsmanagement der Deutschen BKK. Gerade bei den nicht lebensnotwendigen Operationen, den elektiven Eingriffen, zeigt sich, dass es oftmals sinnvoll ist, den Patienten über die Krankheitsursache aufzuklären und seine Compliance zu erhöhen. Doch wann ist eine Operation notwendig und wann nicht? Patienten sind bei der Beurteilung dieser Frage überfordert. Unabdingbar ist daher in dieser Situation die versierte Aussage eines weiteren Arztes oder Ärzteteams. Es geht darum, abzusichern, dass die einzuleitende Therapie auch wirklich nötig ist – beziehungsweise Alternativen sorgfältig abzuwägen. Vor allem bei Krebsdiagnosen, Rückenoperationen, orthopädischen Eingriffen, aber auch bei Herz- oder degenerativen Erkrankungen ist eine Zweitmeinung angebracht.
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Ausführliches Interview: siehe Archiv, MVF 01/13 (Zugang nur für Abonnenten)