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30 Jahre Gesundheitsökonomie – Innovationsstau im Gesundheitswesen?

24.01.2013 16:20
Für viele Betrachter ist unser Gesundheitswesen durch Stillstand gekennzeichnet. Gute Ideen würden nicht umgesetzt, Bürgern und Patienten würden dadurch Fortschritte vorenthalten, möglicherweise eine Zwei-Klassen-Medizin befördert. Oft wird dies auf Überregulierung, bürokratische Hemmnisse und die gegenseitige Blockade von Interessengruppen zurückgeführt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch diejenigen, die darauf hinweisen, dass das Leistungsangebot ständig wachse, dass dieses Wachstum nicht ausreichend kontrolliert werde, und dass dies im Wesentlichen eine Folge einer von den Anbietern induzierten Inanspruchnahme sei. Vertreter dieser Position wollen demzufolge statt der Frage nach einem Innovationsstau lieber den Aspekt der Begrenzung des Wachstums erörtern nach dem Motto: „Wie viel Wachstum sollen wir uns denn noch leisten?“ Diese „Minus“- und „Plus“-Perspektiven auf die Entwicklung des Gesundheitswesens stehen sich meist unvermittelt gegenüber. Es fällt aber auf, dass die eingenommene Position vielfach von der Rolle des Betrachters in diesem System geprägt ist. Dabei sind Vertreter der Minus- oder Stillstands-These vorrangig den Leistungserbringern oder der Gesundheitswirtschaft zuzuordnen, Vertreter der Plus- oder Wachstums-These meist den Kostenträgern und der an Public Health orientierten Wissenschaft. Interessant ist dabei, dass beide Lager übereinstimmend befinden, dass das Gesundheitswesen irrational und inneffizient funktioniere, dass es risikobehaftet und sogar stellenweise patientenfeindlich sei.

Abstract
Fortschritte im Gesundheitswesen werden vielfach nicht wahrgenommen, weil kurzfristige Betrachtungen vorherrschen und eine übergreifende Perspektive fehlt. Dabei zeigen sich oftmals überraschende Erfolge, wenn man längere Zeiträume betrachtet: Bei vielen Krankheitsbildern geht die Sterblichkeit in einem erstaunlichen Ausmaß zurück. Als Treiber für diese Entwicklung kommen vor allem Innovationen bei Diagnostik und Therapie in Frage. Die Politik setzt dagegen überwiegend an der Veränderung von Strukturen an, die sich tatsächlich nur langsam verändern und vielfach den Eindruck von Stillstand hervorrufen.

30 Years of Health Economics - An Innovation Bottleneck in the Public Health Sector?
Advancements in the health sector are unperceived in many cases, because short-term thinking dominates and a comprehensive outlook is missing. Despite this fact, long-term monitoring reveals surprising achievements: Mortality decreased drastically throughout a variety of diseases. These developments are considered to be driven mainly by innovations in diagnostics and therapy. In contrast, political decision makers predominantly adhere to the transformation of structures that can only be changed slowly and thereby the impression of stagnancy is often evoked.

Keywords
Innovations, Outcomes, Processes in Healthcare, Structures, Mortality

Prof. Dr. Bertram Häussler

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Zitationshinweis (Domscheit, A.: „Versorgungsinnovationen: Erfahrungen aus der Selektivversorgung“; in: "Monitor Versorgungsforschung" (MVF) 02/14, S. 35-40)

 

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