„Ambulante Qualität für weniger Klinikaufenthalte“
>> Es scheint in der Psychiatrie-Versorgung ein merkwürdiges Ungleichgewicht zu existieren, auf der einen Seite eine – auch am Arzneimittelverbrauch festzumachende – Überversorgung leichter psychischer Störungen, auf der anderen Seite eine Unterversorgung bei schweren psychischen Krankheiten.
Man könnte das Mangel im Überfluss nennen. Tatsächlich ist das deutsche Gesundheitssystem hinsichtlich vieler Belange sehr gut aufgestellt. Auch das Versorgungsprinzip durch niedergelassene Ärzte stellt an sich ein gutes System mit einer hohen Eigenmotivation der Akteure dar. Was jedoch fehlt, ist zum einen eine notwendigkeitsgesteuerte und inhaltlich patientenzentrierte Zusammenarbeit aller
beteiligten Akteure, zum anderen die dafür nötige operative Vernetzung. Der Grund, warum sich der Verein für Psychiatrie und seelische Gesundheit, kurz VPSG, vor mehr als zehn Jahren konstituiert hat, war aber noch ein anderer: die fehlende Priorisierung der Schwerkranken.
Allerdings ist z.B. die Zusammenarbeit zwischen Klinik und ambulantem Bereich nicht trivial. Welche Probleme gab es typischerweise?
Die Psychiatrie-Enquete mit Auflösung der Großklinken und der „Anstalten“, einhergehend mit der Etablierung von Psychiatrie-
Abteilungen in allgemeinen Krankenhäusern, war ein großer Fortschritt. Doch führte sie zu einem Paradoxon. Trotz dieser richtigen
Entscheidung gab und gibt es immer mehr Klinikbetten, aber es fehlten
und fehlen die entsprechenden ambulanten Strukturen. Und zwar
obwohl die Patienten und ihre Angehörigen eine stärkere ambulante Versorgung wünschen.
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