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Wenn Patienten Überweisungen fordern – eine Analyse von Einzelinterviews mit Hausärzten

24.01.2013 16:20
Aktuelle Daten einer Querschnittuntersuchung mit Überweisungspatienten von 29 Hausarztpraxen in Deutschland lassen vermuten, dass rund ein Viertel der Überweisungen auf Wunsch oder Forderung der Patienten stattfindet [1]. Informationen über solche Überweisungen in Deutschland beruhen hauptsächlich auf Meinungsbeiträgen und Erfahrungsberichten. Im offenen Internetsuchdienst Google finden sich zahlreiche Treffer zum Thema, vor allem in gesundheitsbezogenen Publikumsveröffentlichungen und medizinischen Allgemeinpublikationen („medical tribune“, „Ärztezeitung“, etc.). Hiernach werden mitunter Überweisungen ausgestellt, ohne dass ein Arzt-Patient-Kontakt stattgefunden hat [2-3]. Derartige Überweisungen können zu einer Überversorgung führen und somit die Patientensicherheit gefährden sowie die ärztlichen und solidarisch finanzierten Ressourcen belasten.Aufgrund der spärlichen wissenschaftlichen Datenlage für das deutsche Versorgungssystem war es das Ziel der vorliegenden Arbeit Erfahrungen und Meinungen von Hausärzten im Rahmen der aktiven Forderung von Patienten einer Überweisung zu explorieren.

http://doi.org/10.24945/MVF.05.14.1866-0533.1961

Abstract
Hintergrund: Hausärzte nehmen bei Überweisungen zum Gebietsarzt durch ihre koordinierende Funktion eine zentrale Rolle ein. Der Praxisalltag zeigt, dass Patienten Überweisungen von ihrem Hausarzt auch wünschen bzw. fordern. Bisher liegen kaum wissenschaftliche Untersuchungen zu Überweisungsforderungen vor und darüber wie Hausärzte mit solchen umgehen. Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen der Studie „Interaktion“ des Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Baden-Württemberg Erfahrungen und Meinungen zu diesem Sachverhalt aus der Perspektive von Hausärzten exploriert. Methode: Zweiundzwanzig leitfadengestützte Einzelinterviews mit Hausärzten aus Heidelberg, Ludwigsburg, Tübingen und Ulm. Computergestützte inhaltsanalytische Auswertung nach Mayring. Ergebnisse: Der Wunsch oder die Forderung einer Überweisung komme häufig vor und finde häufig vor dem Behandlungszimmer statt. Es wurden verschiedene Gründe von Forderungen einer Überweisung identifziert (z. B. aufgrund der Präferenz von oder Forderung durch Spezialisten). Außerdem konnte der Umgang der Hausärzte mit dem Wunsch oder Forderung einer Überweisung mit zahlreichen Verhaltenweisen attribuiert werden (z. B. Verweigerung, Hinterfragung, Ausstellung bei Insistieren des Patienten oder aus juristischen oder zeitlichen Gründen). Schlussfolgerung: Überweisungen auf Wunsch oder Forderung können vom Patienten initiiert oder vom Arzt (mit-)initiiert sein. Sie finden im oder vor dem Behandlungszimmer statt. Die Abgrenzung zu Überweisungen im Rahmen von indizierten Kontrolluntersuchungen erscheint schwierig. Die meisten der hier präsentierten Aussagen von Hausärzten beziehen sich vermutlich auf Patienten aus der Sprechstunde. Ob sich diese Aussagen unterscheiden von Aussagen über Patienten, die Überweisungen vor dem Behandlungszimmer wünschen (und sie dort erhalten), bleibt somit offen.

When Patients ask for Referrals – Analysis of Interviews with General Practitioners
Background: Due to their coordinating function, general practitioners (GPs) play central role in referrals to specialists. Daily routine shows that patients also ask their GP for referrals to specialists. Scientific data on such referrals and how do GPs deal with them is sparse. Therefore, experiences and opinions of GPSs to this topic were explored in the study “InteraKtion” conducted by the Competence Centre Primary Care Baden-Württemberg. Method: Twenty-two single interviews with GPs, computer-assisted content analysis according to the approach of Mayring. Result: Requests or demands for referrals would be found to be frequently and would mainly take place in front of the examination room. Several reasons why referrals are requested could be identified (e. g. preference of or request by specialists). Further, GPs´ handling with requests or demands of referrals could be attributed to a set of behavioural pattern (e. g. refusal, questioning, writing referrals when patients insist upon it and due to legal or time reasons). Conclusion: Referrals on request or demand may be patient- and/or physician-initiated. Such referrals take place inside or in front of the examination room and they are difficult to distinguish from indicated routine referrals. Most of the statements in this study refer most likely to patients from consultation-hour. It remains open, whether these statements are differ from statements on patients requesting referrals in front of the examination room.

Keywords
Health Services Research, General Practice, Referrals, Qualitative Study

Dr. med. Dirk Moßhammer, MPH , Dr. biol. hum. Dagmar Gröber-Grätz

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Zitationshinweis: Moßhammer, D., Gröber-Grätz, D.: "Wenn Patienten Überweisungen fordern – eine Analyse von Einzelinterviews mit Hausärzten“; in: "Monitor Versorgungsforschung" (MVF) 05/14, S. 46-50); doi: 10.24945/MVF.05.14.1866-0533.1961

 

Ausgabe 05 / 2014

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Prof. Dr.
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