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„Der Patientennutzen muss im Vordergrund stehen“

31.03.2015 14:00
Bereits im letzten Jahr traten im Bereich Gesundheit und Pflege das Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung, das Erste Pflegestärkungsgesetz und das Präventionsgesetz in Kraft. Zum 1. Januar 2016 treten zahlreiche weitere Änderungen in Kraft, die ebenfalls allesamt von Bundesgesundheitmister Gröhe angeschoben wurden: das Krankenhausstrukturgesetz, das Zweite Pflegestärkungsgesetz, das Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung, das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz) und das Gesetz zur Umsetzung der geänderten Berufsanerkennungsrichtlinie der EU. Damit gehört Gröhe zu den „produktivsten“ deutschen Gesundheitspolitikern aller Zeiten.

http://doi.org/10.24945/MVF.01.16.1866-0533.1940

>> Herr Minister Gröhe, kein Gesundheitsminister vor Ihnen hat so viele Reformen und Gesetze in einer Legislaturperiode auf den Weg gebracht wie Sie. War der Zustand des deutschen Gesundheitssystems so schlecht?
Im Gegenteil: Wir haben eine sehr gute Gesundheitsversorgung in Deutschland. Das wird auch in Bürgerbefragungen deutlich. Aber auch Gutes kann besser werden. Außerdem werden wir mehr und mehr zu einer Gesellschaft des längeren Lebens: Dank guter Lebens-umstände und medizinischem Fortschritt bekommen wir so viele gute Lebensjahre geschenkt. 81 Jahre ist unsere durchschnittliche Lebenserwartung heute. Tendenz steigend.

Das ist sicher eine gute Entwicklung.
Ja. Für uns alle ist das eine gute Entwicklung. Zumal viele ältere Menschen diese zusätzlichen Jahre mit dem Lebensgefühl verbinden: wir werden älter und fühlen uns jünger. Gleichzeitig haben nicht alle Menschen das Glück bei guter Gesundheit alt zu werden. Das bedeutet auch, dass künftig mehr Menschen medizinisch und pflegerisch versorgt werden müssen. Deshalb kann nicht alles so bleiben wie bisher. Das ist auch ein Grund dafür, dass wir z.B. die Unterstützung für Pflegebedürftige und ihre Familien durch mehrere Gesetze deutlich ausgeweitet haben.

Was sind die wichtigsten Herausforderungen?
Eine große Herausforderung ist der Umgang mit demenziellen Erkrankungen. Schon heute leben ungefähr 1,6 Millionen Menschen mit Demenz in unserem Land, in den nächsten 25 Jahren wird die Zahl voraussichtlich um eine weitere Million steigen. Studien weisen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines 70- bis 75-Jährigen, demenziell zu erkranken, bei gut drei Prozent, die eines 90- bis 95-Jährigen schon bei gut 30 Prozent liegt. Um zielgerichtet helfen zu können, haben wir zum Beispiel im Rahmenprogramm „Gesundheitsforschung“ ein „Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen“ eingerichtet. Hier werden die Forschungsanstrengungen für diesen Bereich zusammengeführt, mit dem Ziel, die Behandlung zu verbessern. Natürlich geht es darüber hinaus immer auch um die Frage, wie die Lebensumwelt für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung gestaltet wird. Deshalb haben wir die „Allianz für Menschen mit Demenz“ ins Leben gerufen. Sie dient dazu, die Hilfe für Demenzkranke vor Ort zu verbessern und die Achtsamkeit im Umgang mit Demenzkranken zu stärken. Denn Menschen mit einer Demenz gehören in die Mitte der Gesellschaft.

Die Versorgungsforschung kann analysieren, was im System „Gesundheit“ geändert werden muss, um den kommenden Herausforderungen gerecht zu werden.
Unser Anspruch ist, dass alle Menschen Zugang zur bestmöglichen gesundheitlichen Versorgung haben. Dafür ist Grundlagenforschung und klinische Forschung, aber eben auch Versorgungsforschung zwingend erforderlich. Denn genauso wie Fortschritt in der medizinischen Versorgung brauchen wir auch neue Versorgungsansätze, die passgenau auf die steigende Zahl älterer Patientinnen und Patienten zugeschnitten sind. Dabei geht es auch darum, die noch vorhandenen Fähigkeiten der Menschen besser zu nutzen.

Wird denn genug gefördert?
Alleine seit 2010 sind die Mittel für die Ressortforschung im Haushalt des Bundesgesundheitsministeriums von rund 20 auf über 30 Millionen Euro in 2015 angewachsen. Ein Großteil davon fließt in die Versorgungsforschung, mit dem Ziel, die Versorgung und die Behandlungsabläufe im Sinne der Patienten zu verbessern.

Und nun kommen 300 Millionen Euro pro Jahr dazu.
Richtig. Wir werden mit dem Innovationsfonds in den nächsten Jahren 300 Millionen Euro jährlich dafür einsetzen, sowohl neue Versorgungsformen als auch Versorgungsforschung zu fördern. Denn beides gehört zusammen. Das kann die Patientenversorgung weiter verbessern.

Der Fonds ist jedoch befristet bis 2019.
2019 wird es...

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Zitationshinweis: doi: 10.24945/MVF.01.16.1866-0533.1940

Ausgabe 01 / 2016

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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