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Kosten und Ressourcen- Inanspruchnahmen von Patient:innen mit schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie
Ausgabe 06 / 2022
Die Diabetische Polyneuropathie (DPN) geht mit deutlich erhöhten Gesundheitskosten und somit einer wirtschaftlichen Belastung für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem einher (Happich et al. 2008; Khdour 2020; Shillo et al. 2019). Eine hohe Anzahl an Krankenhausaufenthalten, Pflegebedürftigkeit, Arbeitsunfähigkeit sowie Folgekosten der DPN (bspw. Amputationen) und eine insgesamt stärkere Inanspruchnahme von Gesundheitsressourcen sind für die höheren medizinischen Kosten verantwortlich (Sadosky et al. 2015; Schroeter/Hartung 2005; Ziegler 2020) und verdeutlichen die Belastung der an DPN erkrankten Patient:innen. Tendenziell steigen die Kosten dabei mit zunehmender Krankheitslast an (Happich et al. 2008).
Vergleich der Gesundheitskosten von Typ-2 Diabetikern bei der Anwendung von Empagliflozin, DPP-4-Hemmern und GLP-1-Agonisten (Print)
Ausgabe 06 / 2022
Gemäß der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) für die Behandlung des T2DM soll der Einsatz verschiedener antidiabetischer Therapien schrittweise erfolgen, wenn die Patienten nicht in der Lage sind, ihre individuellen Therapieziele durch Änderungen ihres Lebensstils zu erreichen, z. B. durch eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und mehr körperliche Aktivität.3 Bei der individuellen Behandlungsentscheidung sollten auch bereits bekannte Risikofaktoren wie kardiovaskuläre und renale Vorerkrankungen berücksichtigt werden. Die Kombination aus Metformin mit einem SGLT-2 Hemmer (SGLT-2i) oder einem GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) wird beispielsweise für Patienten empfohlen, bei denen bereits eine klinisch relevante Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE) festgestellt wurde.4 Weiterhin stellen Dipeptidyl-Peptidase-4-Hemmer (DPP-4i) in Ergänzung mit Metformin eine weitere Behandlungsalternative zur Blutzuckersenkung dar, zeigten jedoch keine signifikanten Vorteile bei der Reduzierung kardiovaskulärer Ereignisse. Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen die höchsten Ausgaben im deutschen Gesundheitswesen und sind aufgrund der häufig erforderlichen Krankenhausaufenthalte für bis zu 50% der Behandlungskosten von Patienten mit T2DM verantwortlich.5 Die vorliegende Versorgungsforschungsstudie vergleicht die direkten Gesundheitskosten von T2DM-Patienten, die eine Behandlung mit dem SGLT-2 Hemmer Empagliflozin (EMPA) begonnen haben, mit erstmals mit DPP-4i oder GLP-1-RA behandelten Patienten aus der Perspektive der GKV in Deutschland.
Versorgungsforschung „aus der Praxis – für die Praxis“
Ausgabe 06 / 2022
Das Allgemeinmedizinische Institut am Universitätsklinikum Erlangen und der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der FAU Erlangen-Nürnberg dürfte einer der jüngeren in der Geschichte der deutschen Versorgungsforschung sein. Der Lehrstuhl wurde erst im Oktober 2013, aber als erster regulärer allgemeinmedizinischer Lehrstuhl Bayerns ins Leben gerufen. Seither wird das Institut von Professor Dr. med. Thomas Kühlein – lange Zeit in ärztlichen Tätigkeiten in Krankenhäusern und Hausarztpraxen tätig – geleitet, der neben seiner Aufgabe als Lehrstuhlinhaber auch ärztlicher Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Eckental, zugehörig zum Universitätsklinikum Erlangen, ist. Dr. phil. Susann Hueber ist seit 2014 Forschungskoordinatorin am Allgemeinmedizinischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen.
Wie können die Impfquoten gesteigert werden?
Ausgabe 06 / 2022
In einer aktuellen Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Infektionsschutz gaben 81% der Befragten an, Impfbefürworter zu sein. Der Anteil derer, die Impfungen gegenüber positiv eingestellt sind, ist seit dem Jahr 2012 um 22 Prozentpunkte gestiegen. Im Verhältnis dazu stehen 15% zumindest teilweise Impfungen kritischer gegenüber und 4% (eher) ablehnend (Seefeld et al. 2022). Trotz des hohen Anteils an Impfbefürwortern wurden die politischen Vorgaben nach §132e SGB V zur Erhöhung der Impfquoten für die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Schutzimpfungen in den vergangenen Jahren nicht erreicht. Im bundesweiten Durchschnitt beträgt beispielsweise die Impfquote für die erste Masernimpfung bei Kindern im Alter von 15 Monaten aktuell 85,8%. Damit verfehlen nahezu alle Kreise das im Nationalen Masernaktionsplan festgelegte Ziel von 95% für diese Altersgruppe. Auch das Potenzial der HPV-Impfung (Impfung gegen Humane Papillomaviren) für Mädchen und Jungen ist trotz leicht steigender Impfquoten noch lange nicht ausgeschöpft. Bei den 15-jährigen Mädchen waren im Jahr 2019 nach der KV-Impfsurveillance 47,2% vollständig geimpft. Die Impfquoten variierten regional stark zwischen 37,7% in Bremen und 66,9% in Sachsen-Anhalt.
Organisatorische Spannungen
Ausgabe 06 / 2022
Organisatorische Spannungen („Tensions“) bezeichnen Konflikte, die aus gegensätzlichen, mitunter widersprüchlichen Ansichten und Anforderungen in einer Organisation hervorgehen (Smith/Lewis 2011, 2022; Putnam et al. 2016; Farjoun 2017). In Situationen, in denen unterschiedliche Entwicklungsrichtungen und Perspektiven aufeinandertreffen, werden diese Spannungen wahrnehmbar. Die den Spannungen zugrundeliegenden Gegensätzlichkeiten in einer Organisation können dabei unterschiedlich stark sein und von einfachen Diskrepanzen und differierenden Ansichten, über Dilemmata, also gegensätzlichen Handlungsoptionen, bis hin zu unauflösbaren Widersprüchen bzw. Paradoxien reichen.
Medicine meets Digital: Plädoyer für neues Denken
Ausgabe 06 / 2022
Die digitale Transformation in der Medizin versetzt uns in die Lage, immer größere und komplexere Datenmengen in verwertbares Wissen zu verwandeln. Die klassische medizinische Evidenzgenerierung wird dadurch zunehmend ergänzt oder sogar teilweise ersetzt durch versorgungsnahe Daten bzw. Real-World-Data (RWD). Damit einher geht die Chance, Arzneimittelforschung besser, effizienter, sicherer und schneller zu gestalten. Erkenntnisse können schneller in die Versorgung und klinische Entscheidungsprozesse einfließen. Um diese Chance zu nutzen, gilt es, Althergebrachtes allmählich loszulassen.
Neugebauer: „Aus unserer Sicht innovationsfeindlich“
Ausgabe 06 / 2022
Am 27. Juli 2022 hat das Bundeskabinett den Entwurf eines Gesetzes zur finanziellen Stabilisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finanzstabilisierungsgesetz) beschlossen, der – nachdem ins parlamentarische Verfahren eingebracht – am 20. Oktober 2022 vom Bundestag verabschiedet und am 28. Oktober 2022 vom Bundesrat abschließend gebilligt wurde. Dierk Neugebauer, Vice President Market Access von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, erklärte auf dem Online-Pressegespräch „Onkologie: Den Kampf gegen Krebs neu denken“, welche Auswirkungen das Gesetz auf den Forschungsstandort Deutschland haben könnte.
„Scientists make decisions, policy makers take decisions“
Ausgabe 06 / 2022
Prof. Dr. Franz Porzsolt, der seit dem Jahr 1994 in vielen wissenschaftlichen Publikationen seinen Begriff von klinischer Ökonomik zu prägen versucht und zudem als einer der Erfinder der „Pragmatic Controlled Trials“ gelten kann, gilt ebenso als ein eher unbequemer Zwischenrufer, der sich immer wieder an Glaubenssätzen und Grundfesten von Forschung und Medizin abarbeitet. So auch an der Versorgungsforschung, der er sich – als klinischer Forscher und versorgender Onkologe – seit vielen Jahren verbunden fühlt. Er begreift diese Wissenschaftsrichtung „als Königsdisziplin aller Forschungsmethoden im Gesundheitssystem“, die es immer mit hoch komplexen Systemem zu tun habe und sich nicht nur mit einem Priorisierungskatalog, sondern auch einem grundlegenden Fragebogenkonzept auseinandersetzen muss.