„Choosing Wisely”
Seit mehr als zehn Jahren verweist die DEGAM in ihrer frei im Netz zugänglichen Fachdefinition auf die hausärztliche Arbeitsweise. Darin enthalten sind die zentrale Frage, was Krankheit oder Beschwerden für den Patienten bedeuten – das sogenannte hermeneutische Fallverständnis – sowie der Hinweis auf die Verantwortung der Hausärztinnen und Hausärzte zur Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgung. „Auch in den DEGAM-Zukunftspositionen wurde diese Linie konsequent vertreten“, erklärt DEGAM-Vizepräsidentin Prof. Erika Baum. Das gelte insbesondere für Position 8 („Hausärztliche Versorgung – der beste Schutz vor zu viel und falscher Medizin“) sowie generell auch für die DEGAM-Leitlinien (hier sei beispielsweise auf die DEGAM-Leitlinie Kreuzschmerz hingewiesen, deren zentrale Empfehlungen z.B. zur Vermeidung unnötiger Diagnostik inzwischen in der Nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz übernommen wurden).
Die DEGAM kooperiert hinsichtlich dieses Themas traditionell mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) sowie dem Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM). Derzeit ist zudem eine evidenzbasierte DEGAM-Leitlinie zum Thema „Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden“ in Vorbereitung. Besonders wichtig ist der DEGAM, ebenso wie bei der amerikanischen „Choosing Wisely“-Initiative, die Ausrichtung auf evidenzbasierte quartäre Prävention, also die Vermeidung von überflüssiger Diagnostik und Therapie.
Die mehrfach geäußerten Warnungen vor Über- und Fehlversorgung wurden von anderen Fachgesellschaften bisher oft abgelehnt.Die DEGAM bevorzugt, ihre knappen zeitlichen und finanziellen Ressourcen (als einzige wissenschaftliche Fachgesellschaft wird auf jegliche finanzielle Zuwendungen durch die Pharmaindustrie verzichtet) in die Aufarbeitung der wissenschaftlichen Evidenz zu diesem Thema und nicht in Werbemaßnahmen oder Anzeigenkampagnen zu investieren. „Die DEGAM lädt andere interessierte Fachgesellschaften daher herzlich zur Kooperation bei der Aufarbeitung der Evidenz und Leitlinienentwicklung zu diesem Thema ein und ist erfreut, dass die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) mit der Initiative ,Klug entscheiden‘ einen ersten eigenen Schritt zur Erarbeitung dieses Themas geht“, so Prof. Erika Baum.