Anti-Krebs-Medikament mit Hilfe der Crowd
Crowdinvesting ist ein ungewöhnlicher Finanzierungsweg, um einen Wirkstoff in die klinische Testung zu bringen. Was versprechen Sie sich davon?
Dr. Jacques Rohayem: Wir hätten auch mit einem großen Pharmaunternehmen zusammenarbeiten können, starkes Interesse von namhaften Pharmaunternehmen hierfür gab es. Wir möchten aber, dass die Entwicklung von Riboxxim am Anfang von wirtschaftlichen Überlegungen unbeeinflusst bleibt. Wenn Pharmakonzerne die Entscheidung zwischen Patientenwohl und Gewinnmaximierung zugunsten des Profits fällen, kann das schließlich im schlimmsten Fall bedeuten: Vielversprechende Wirkstoffe verschwinden einfach in der Schublade, etwa um den Markterfolg eigener Konkurrenzprodukte nicht zu gefährden.
Um ihr Ziel von einer Million Euro für die klinische Studie zu erreichen, brauchen Sie viele Unterstützer. Wie läuft die Kampagne bislang?
Dr. Jacques Rohayem: Seit dem Start der Kampagne im Juli haben uns bislang 698 Investoren mit einer Gesamtsumme von 755.500 Euro unterstützt. Wenn wir bis zum Ende der Crowdinvesting-Kampagne Ende November unser Ziel von einer Million Euro erreicht haben, können wir in die klinische Testung gehen. Wir setzen auf die Unterstützung der unabhängigen Öffentlichkeit, die an unseren Erfolg glaubt und deshalb in unsere Entwicklungsarbeit investiert. Wenn wir jetzt in dieser wichtigen Phase unabhängig bleiben, können wir zum Wohl der Patienten am Ende den größten Nutzen und den besten Preis von Riboxxim rausholen.
Wie genau funktioniert Ihr Anti-Krebs-Wirkstoff Riboxxim?
Dr. Jacques Rohayem: Riboxxim ist ein Immun-Wirkstoff, der auf Erbgut-Bausteinen basiert. Im Grunde funktioniert ein Immun-Wirkstoff wie ein Schalter: Er schaltet das Immunsystem an und aktiviert die Immunabwehr. Die Immunzellen erkennen dann die Krebszellen und beseitigen diese. Bereits heute sind drei Immun-Medikamente zugelassen und helfen Menschen, die an Leukämie oder Hautkrebs erkrankt sind. Doch machen Blut- und Hautkrebs nur sechs Prozent aller Krebserkrankungen aus – was ist mit den 94 Prozent, für die heute noch kein solches Medikament zur Verfügung steht? Studien, die wir gemeinsam mit zwei deutschen Universitätskliniken umgesetzt haben, wiesen nach, dass Riboxxim die Immunzellen von Patienten in einem sehr hohen Ausmaß aktiviert. Dabei kann Riboxxim bei allen Krebserkrankungen eingesetzt und mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert werden. Es geht uns darum, am Ende dieses langen Weges ein Medikament in die Zulassung zu bringen, das so vielen Krebspatienten wie möglich hilft und bezahlbar ist.
Worin liegt der Unterschied der Therapie mit Immun-Wirkstoffen zu den herkömmlichen Behandlungsmethoden von Krebs?
Dr. Jacques Rohayem: Eine der besonderen Herausforderungen der Medizin ist die Behandlung von Krebsrückfällen. Gerade bei Rückfall-Patienten erzielen die gängigen Verfahren wie Chirurgie, Chemo-, Radio- und Hormontherapie häufig nicht den gewünschten Effekt. Der Einsatz einer Chemotherapie bei der Erstbehandlung beispielsweise kann dem Immunsystem erheblich zusetzen und den Patienten schwächen. In Deutschland sterben jährlich ungefähr 220.000 Menschen an Krebsrückfällen. Deshalb sind innovative Verfahren wie die Immuntherapie sehr interessant. Die Medizin erhofft sich viel von diesem Therapieansatz, für das renommierte Fachmagazin „Science“ war die Krebs-Immuntherapie sogar der „wissenschaftliche Durchbruch des Jahres 2013“. Die Immuntherapie ermöglicht zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten – vor allem, wenn keine der anderen Optionen funktioniert.
Sie verzichten in dieser Phase auf das Knowhow und die Erfahrung eines großen Pharmaunternehmens. Wie erfolgreich kann Riboxx diesen Weg alleine gehen?
Dr. Jacques Rohayem: Die Expertise für die erfolgreiche Durchführung dieses Projekts haben wir bei uns im Hause. Unser Team besteht zurzeit aus 15 Mitarbeitern, darunter sechs promovierte Naturwissenschaftler. Wir denken, erfinden, entwickeln und verwerten auch, beispielsweise über Auslizenzierungen. Für die jetzige klinische Testung können wir diesen Weg alleine gehen. Die weitere Testungen und die Vermarktung müssen mit einem großen Pharmapartner stattfinden. Denn die Stärke eines größeren Pharmaunternehmens liegt in der Herstellung und Vermarktung eines Medikaments – der Trend der letzten Jahre geht dahin, dass sich die Konzerne auf dieses Kerngeschäft konzentrieren. Unsere Kernkompetenz besteht hingegen in der Innovation.
Die Investoren setzen große Hoffnungen in Ihren Anti-Krebs-Wirkstoff, doch wie groß ist die Erfolgschance bei der klinischen Testung wirklich?
Dr. Jacques Rohayem: Die klinische Phase, die wir im Frühjahr 2016 am Dresdner Universitätsklinikum beginnen wollen, ist ganz entscheidend auf dem Weg zum Medikament. Denn ehe ein neues Medikament kranken Menschen helfen kann, muss der Wirkstoff zunächst erfolgreich an Menschen getestet werden. Nur so können wir Fragen beantworten wie: Ist der Wirkstoff für Menschen verträglich? Kann er dem Krebspatienten wirklich helfen? Nehmen Sie zum Beispiel die aktuelle weltweite EBOLA-Epidemie: Es gibt fünf Wirkstoffe und sechs Seren gegen den EBOLA-Virus, doch kein Mittel wurde bislang klinisch getestet. Dennoch werden viele Hoffnungen in diese neuen Wirkstoffe gesetzt. Diese sind schließlich auch begründet, denn in jedem einzelnen Fall waren die vorklinischen Tests erfolgreich. Bei Riboxxim ist das genauso. Die Chancen stehen gut, dass der Wirkstoff jetzt auch die letzte Hürde nimmt.
Weitere Informationen:
http://www.riboxx-pharma.de
http://www.seedmatch.de/startups/riboxx