Studienergebnisse vorgestellt
Die Studie wurde von einer Forschergruppe der PTHV in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Frank Schulz-Nieswandt, Honorarprofessor an der PTHV und Professor für Sozialpolitik und Methoden der qualitativen Sozialforschung an der Universität zu Köln, und dem Verein „Unsere Brücke e.V.“ umgesetzt.
Methodisch wurde ein Mix aus qualitativen und quantitativen Forschungszugängen gewählt. Im qualitativen Teil der Studie, deren Laufzeit sich auf den Zeitraum zwischen dem 01.12.2014 und dem 01.12.2017 belief,
wurden 36 leitfadenorientierte Interviews durchgeführt. Befragt wurden vom Team um die Vernatwortliche Judith Bauer, MScN, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pflegewissenschaftlichen Fakultät, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Brückenpflege, die betreuten Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige, externe Stakeholder, wie ambulante Pflegedienste, Hausärzte sowie wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik (Sozialdienst, Klinikleitung usw.).
Der standardisierte Teil der Untersuchung (verantwortlich: Christian Grebe, MScN, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Pflegewissenschaftlichen Fakultät) konzentrierte sich auf eine Interventionsgruppe (N=66 Patientinnen und Patienten), die im Evaluationszeitraum das Brückenpflege-Angebot in Anspruch genommen haben. Als Kontrollgruppe dienten N=53 Patientinnen und Patienten mit ähnlichen Fallcharakteristika des gleichen Krankenhauses. Als primäres Outcome wurde die Veränderung der durch die Patientinnen und Patienten wahrgenommenen Qualität des Überleitungsprozesses untersucht, zudem wurden die gesundheitsbezogene Lebensqualität, Medikamentenadhärenz, das habituelle subjektive Wohlbefinden und die Zufriedenheit mit dem Brückenpflege-Angebot gemessen.
Als Ergebnis des standardisierten Teils der Studie wurde festgestellt, dass die Brückenpflege einen Unterschied macht. So wies die Interventionsgruppe eine deutlich höhere Qualität in der Überleitung der Patienten vom Krankenhaus in die häusliche Situation auf. Auch bezogen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie die kognitive und emotionale Dimension des habituellen Wohlbefindens zeigten sich statistisch signifikante positive Effekte im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Anhand der Kontrollgruppe wurde zudem deutlich, dass Schwächen im Entlassungsmanagement poststationär nicht durch Hausärzte und/oder ambulante Dienste aufgefangen werden können. Im Hinblick auf den qualitativen Studienpart konnten vielfältige Stärken der Brückenpflegearbeit nachgewiesen werden. Diese bezogen sich u.a. auf die psychosoziale Unterstützung, die praktische Hilfe in Alltagsfragen und die Weitervermittlung an ambulante Dienste. Als Defizit wurde eine unklare Profilbildung des Vereines wahrgenommen. Darüber hinaus wurden Überschneidungen mit dem Aufgabenspektrum des Sozialdienstes einerseits und den Sozialstationen andererseits berichtet. Auch die Abgrenzung von Beruf und Privatleben stellte sich als Herausforderung dar.
Auf der Grundlage der vorliegenden Befunde wurden Empfehlungen formuliert. Grundlegend ist aus Forschersicht die Weiterführung des Vereins, allerdings wurden Entwicklungsbedarfe angemahnt. Diese beziehen sich erstens auf die Arbeit des Vereins selbst. Diesbezüglich wurde die Notwendigkeit der Schärfung von Profil und Konzept, der weiteren Investitionen in Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung sowie die die systematische Fortbildung thematisiert.
Zweitens ging es um eine stärkere Beteiligung der Klinik, insbesondere im Bereich des Entlassmanagements. Hier wurde vor allem eine Optimierung dahingehend empfohlen, dass das Entlassmanagement konzeptionell wie auch organisatorisch bzgl. der Aufgabenprofile besser konturiert werden sollte. Drittens wurde der Blick auf den Sozialraum gelenkt und insbesondere eine stärkere Beteiligung der zuständigen Krankenkassen angesprochen. Ebenfalls ist aus Sicht des Experten eine flächendeckende Sicherstellung der Brückenpflegearbeit durch das Regelleistungsrecht der GKV mit Blick auf den § 11(4) SGB V wünschenswert.