Aktualisierte Leitlinie der DGG zu Harninkontinenz erhält S2e-Status
„Viele Studien-Autoren definieren „ältere Patienten“ allein durch das Alter 65+. Das greift aber zu kurz“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe, PD Dr. med. Andreas Wiedemann. Ein geriatrischer Patient sei gekennzeichnet durch Vulnerabilität sowie Multi-Morbidität und meist über 80 Jahre. Alle Studienergebnisse wurden auf Anwendbarkeit auf die Zielgruppe untersucht.
Fokus auf Nebenwirkungen von Medikamenten
Ein weiterer Schwerpunkt der Leitlinie ist die Untersuchung von Nebenwirkungen breit eingesetzter Medikamente aus dem internistischen oder hausärztlichen Bereich. So können beispielsweise bestimmte Antidepressiva die Blase blockieren und sollten entsprechend nur nach sorgfältiger Abwägung angewendet werden.
Aber auch klassische Medikamente gegen Inkontinenz dürfen bei geriatrischen Patienten nur mit Bedacht eingesetzt werden. So verändern manche dieser so genannten Anticholinergika die Kognition und können zu einem erhöhten Sturzrisiko führen – ein fatales Risiko für hochbetagte Patienten.
Kosten werden transparent gemacht
Eine Besonderheit der Leitlinie ist, dass sie die Kosten der unterschiedlichen Behandlungsmaßnahmen klar benennt. In einem zunehmend teurer werdenden Gesundheitssystem sei dies ein wichtiger Wegweiser für die Klinik oder den niedergelassenen Hausarzt bzw. Urologen.
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Geriatern und Urologen
An der Erarbeitung der Leitlinie waren sowohl Geriater als auch Urologen beteiligt – einige davon sind klinisch tätig, andere sind niedergelassen. „Durch die interdisziplinäre Arbeit wurde wirklich jeder Aspekt von unterschiedlichen Blickwinkeln aus beleuchtet“, betont Wiedemann.
Foto: PD Dr. med. Andreas Wiedemann