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ALM: Priorisierung in der Nationalen Teststrategie hilft in der Praxis

20.10.2020 13:22
Die Bundesregierung aktualisiert die Testverordnung und die Nationale Teststrategie und finalisiert mit den Bundesländern eine Muster-Quarantäneverordnung. Kurz vor dem Wochenende kursiert noch die Formulierungshilfe zum „Entwurf eines Dritten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite". Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs der Länder verschärfen die Regeln. Und Gerichte kippen teilweise Entscheidungen zu Beherbergungsverbot und Sperrzeiten. Die Vielfalt an Vorschriften und die zunehmende Unsicherheit in der Bevölkerung machten sich in der vergangenen Woche unter anderem in langen Schlangen vor Arztpraxen, aber auch in vielen Laboren bemerkbar, die zusätzliche Mengen an Tests zu bewältigen hatten:

So lag die Zahl der SARS-CoV-2-PCR-Tests bei den teilnehmenden ambulanten und stationären Laboren der wöchentlichen Datenerhebung der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. mit 1.101.062 (+ 2 Prozent) Tests in der KW 42 entsprechend hoch. Die Zahl der positiven Tests lag dem bekannten sehr dynamischen Infektionsgeschehen entsprechend mit nun 40.276 um ca. 50 Prozent höher als in der Vorwoche. Die Positivrate stieg so auf 3,7 Prozent (Vorwoche: 2,5 Prozent). Bei insgesamt zunehmender Auslastung der Labore von 80 Prozent waren am Montag Früh bei den teilnehmenden 160 Laboren auch mehr Proben vom Wochenende noch ohne Befund (20.799 Tests, + 24 Prozent im Vergleich zur Vorwoche).

„Wir brauchen einfache, klare, einheitliche und nachvollziehbare Regelungen, die jede Bürgerin und jeder Bürger verstehen und einhalten kann“, resümieren die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. „Sonst verschwenden wir mit anlasslosen Tests nicht nur medizinische Ressourcen, auch die Akzeptanz in der Bevölkerung gilt es im Blick zu halten“, sagt Dr. Michael Müller, der 1. Vorsitzende des ALM e.V. Die Vorstände des ALM e.V. weisen deshalb darauf hin, dass es geboten sei, die aktualisierte Nationale Teststrategie auch in der täglichen ärztlichen Praxis zu beachten. Dort seien die Testanlässe neu strukturiert und für den Fall von Engpässen bei den Testkapazitäten auch priorisiert worden. „Wichtig wäre, dass wir eine regionale Test-Koordination zwischen den Haus- und Fachärzten, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst und den Laboren organisieren. Das würde auch uns Fachärzten im Labor helfen, die Ressourcen gezielter einzusetzen.“ Bei Fortsetzung der vermehrten anlasslosen Testung könnten die Laborkapazitäten an ihre Grenzen gelangen, so ALM-Vorsitzender Müller.

Die den Entwicklungen in der COVID-19-Pandemie und den diagnostischen Entwicklungen entsprechend aktualisierte Nationale Teststrategie, die im Übrigen einen guten Überblick über die Priorisierung und die Empfehlungen zum jeweiligen Test-Typen gibt (siehe Schaubild des Robert-Koch-Instituts auf www.rki.de) schließt auch die SARS-CoV-2-Antigentests mit ein. Der ALM e.V. relativiert die Hoffnung auf eine schnelle Entlastung durch diese neuen Tests ein wenig und sieht insbesondere die Schnelltests zur Anwendung im „Hausgebrauch“ zurückhaltend: „Medizinische Tests gehören primär in die Hände von Ärzten und medizinischem Fachpersonal, das für die Durchführung von Tests ausgebildet ist“, sagt Evangelos Kotsopoulos. Darüber hinaus sei wichtig, dass solche Tests zum Einsatz kommen, die bestimmte Qualitätskriterien erreichen, so der Vorstand im ALM. Dazu habe das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) nun erstmals eine Liste veröffentlicht. Darüber hinaus gebe es dazu sehr gute Empfehlungen auf der Homepage des RKI.

„Wir brauchen zudem herstellerunabhängige vergleichende Evaluationen der verfügbaren Antigentests, damit Praxen, Krankenhäuser und Alten- wie Pflegeheime sich gut orientieren können“, erklärt Evangelos Kotsopoulos. Ganz wesentlich hierbei sei die analytische Empfindlichkeit von Antigentests, die bekanntermaßen unterhalb der Empfindlichkeit von PCR-Test liegt. Kotsopoulos: „Man sollte berücksichtigen, dass diese Tests einen Teil der asymptomatischen Infizierten nicht erkennen können und zu falsch-negative Befunden führen können.“ Ohnehin bleibe ein negatives Testergebnis immer nur eine Momentaufnahme, erläutert auch Dr. Michael Müller und erinnert daran, sich mit einem negativen Testergebnis nicht in Sicherheit zu wiegen.

Ohnehin sieht der ALM-Vorsitzende den entscheidenden Baustein für die Reduktion des Infektionsrisikos mit COVID-19 weiterhin darin, die AHA + A + L- Empfehlung (Abstand/Hygiene/Alltagsmaske + Corona-Warn-App anwenden + Lüften) einzuhalten und darin, „dass wir als Gesellschaft in Verantwortung für uns selbst und für andere agieren, und dass sich jeder überlegt: Was ist jetzt wirklich wichtig für mich? Was brauche ich, damit unser Leben gut gelingt und dabei gleichzeitig die COVID-19-Pandemie eingedämmt werden kann?“, so Müller. Die Labordiagnostik helfe hier dabei, Infektionen zu erkennen, die Kontaktpersonen rasch zu testen und insbesondere vulnerable Gruppen durch gezielte Testungen zu schützen.

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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