Datenerhebung „InTherAKT": Erste Ergebnisse
Das scheint auch notwendig, denn laut einer WHO-Erhebung aus dem Jahr 2009 erfolgen rund 10 Prozent aller Krankenhauseinweisungen aufgrund unerwünschter Arzneimittelereignisse. Deswegen werden durch das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt „InTherAKT", das von Prof. Jürgen Osterbrink von der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) geleitet wird, Medikationen und unerwünschte Symptome bei 120 Bewohnern münsterscher Altenheime mit Hilfe einer speziellen Online-Kommunikationsplattform erfasst und überprüft. Parallel dazu werden Pflegende, Hausärzte und Apotheker gemeinsam zum Thema Arzneimitteltherapiesicherheit geschult.
Die im Laufe der ersten Monate in den neun teilnehmenden Altenheimen erhobenen Daten sprechen eine deutliche Sprache: „71,7 Prozent der 120 in die Erhebung eingeschlossenen Bewohner haben kognitive Einschränkungen. Rund 57 Prozent zeigen eine Neigung zum Delir und etwa 55 Prozent haben ausgeprägte Mobilitätseinschränkungen“ berichtet Nadja Nestler. Über 90% der Bewohner haben eine Pflegestufe, das Durchschnittsalter liegt bei 85,2 Jahren. Polymedikation sei Alltag in allen untersuchten Heimen. „Die Teilnehmer unserer Studie nehmen im Durchschnitt 11,4 Medikamente ein. Dabei wurden maximal 29 Medikamente (Minimum ein Medikament) eingenommen, und in der Summe sind 1367 Medikamente erhoben worden.
„Die eigens für „InTherAKT" entwickelte Online-Plattform ist deswegen so hilfreich, weil Abstimmungen bedarfsgerecht und individuell erfolgen können“, erläutert Prof. Maria Flamm, ebenfalls Projektleiterin und Lehrstuhlinhaberin an der PMU, die Bedeutung der E-Health-Lösung. Um unerwünschten Arzneimittelwirkungen auf die Spur zu kommen und ihnen vorzubeugen, werden bei „InTherAKT" mögliche Symptome einer Arzneimittelunverträglichkeit bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Heime systematisch von den Pflegenden erfasst und in der Online-Plattform dokumentiert. Auch die genaue Medikation wird dort eingegeben.
Sowohl der behandelnde Hausarzt als auch der versorgende Apotheker werden über mögliche Therapiebeobachtungen informiert. Damit liegt erstmals allen Beteiligten die gleiche Information über den Patienten vor, und mögliche unerwünschte Arzneiwirkungen können gemeinsam beobachtet und analysiert werden. Die teilnehmenden 14 Hausärzte können so die Arzneimitteltherapie der Patienten überprüfen.
Darüber hinaus werden auch die jeweiligen heimversorgenden Apotheker der elf teilnehmenden Apotheken online zur Beurteilung hinzugezogen, um mögliche Interaktionen von Wirkstoffen wie Dosierungs- oder Kohärenzprobleme oder andere typische Auslöser unerwünschter Arzneimittelereignisse zu ermitteln.