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Psychoedukation verbessert die Versorgung in Niedersachsen

06.06.2013 18:16
Über einhundert psychiatrische Fachpflegekräfte in Kooperation mit den lokalen Fachärzten wurden in Niedersachsen im Rahmen der Integrierten Versorgung Schizophrenie (IVS) für die ambulante Psychoedukation ausgebildet, berichtete Winfried Reichwaldt, medizinischer Berater der Care4S GmbH, bei einem Workshop auf dem 8. Psychoedukationskongress in Hamburg. Der Ausbau der ambulanten Psychoedukation ist für die Versorgungspartner AOK Niedersachsen und das Institut für Innovation und Integration im Gesundheitswesen (I3G) GmbH ein wichtiger Baustein, um die Versorgung von an Schizophrenie erkrankten Patienten ganzheitlich zu verbessern. Seit Anfang 2013 können AOK-Versicherte, die an Schizophrenie erkrankt sind, wohnortnah in allen Landkreisen Niedersachsens die Versorgungsangebote der IVS nutzen.

Sowohl die deutschen1 als auch die amerikanischen2 psychiatrischen Fachgesellschaften empfehlen die Psychoedukation als wichtigen Bestandteil der zeitgemäßen Schizophrenie-Therapie. Wissenschaftler und Therapeuten sind sich einig, dass das Verständnis für die eigene Erkrankung die Selbstwirksamkeit stärkt und die Autonomie des Patienten fördert.3

Obwohl der Nutzen der Psychoedukation für das Empowerment der Patienten und den Therapieerfolg belegt ist4, erhält bisher nur jeder fünfte Patient im stationären Bereich ein entsprechendes Angebot. Im ambulanten Bereich gehört die Psychoedukation bislang fast gar nicht zur Regelversorgung.

Niedrigschwellige, langfristige Angebote gefordert

Mit der IVS ist Niedersachsen Vorreiter beim Ausbau der ambulanten Psychoedukation für Patienten mit Schizophrenie. „Im Gegensatz zur Regelversorgung endet die Pflegeleistung in der integrierten Versorgung nicht vier Monate nach einer akuten Phase“, betonte Hartmut Nagel, Leiter der ambulanten psychiatrischen Pflege des AWO Sozialdienstes Verden, im Rahmen eines Workshops auf dem 8. Psychoedukations-kongress in Hamburg. Auch Elisabeth Vaske-Voskamp, Fachärztin für Psychiatrie und Winfried Reichwaldt, Facharzt für Psychiatrie und medizinischer Berater der Care4S, wiesen darauf hin, dass Psychoedukation niedrigschwellig und langfristig angelegt sein müssen um nachhaltig wirken zu können.

Langzeitperspektiven durch Psychoedukation im ambulanten Bereich

Die Teilnehmer des Workshops stimmten überein, dass die Schizophrenie-Therapie erfolgreicher ist, wenn der Patient die vielfältigen Zusammenhänge seiner Erkrankung versteht und in ärztliche Entscheidungsprozesse eingebunden wird. „Damit der Patient sein Wissen nutzen kann, benötigt er eine Perspektive und Impulse zur praktischen Anwendung“, erläuterte Reichwaldt. „Wir müssen Aufmerksamkeit und Motivation des Patienten auf die Aspekte lenken, die ihm helfen, mit der Erkrankung zu leben.“ ergänzte Vaske-Voskamp: „Der Patient muss seine persönlichen Frühsymptome kennen. Diese finden wir in der Psychoedukation gemeinsam heraus.“

Die Psychoedukation als Bestandteil des Behandlungspfades der Integrierten Versorgung Schizophrenie basiert auf dem etablierten APES-Schulungsmanual5, das für die ambulante Behandlungssituation optimiert wurde. Die Gruppenangebote im ambulanten Bereich ermöglichen dem Behandlungsteam aus Facharzt und psychiatrischer Fachpflege, die Patienten gut kennenzulernen, den Kontakt zu ihnen zu festigen und sich flexibel auf die drängendsten Fragen der jeweiligen Gruppenmitglieder einzustellen.

Quellen:

1 DGPPN 2006

2 APA 2006

3 http://www.dgpe-kongress.de/grusswort.html (Zugriff 25.3.2012)

4 Xia J, Merinder LB, Belgamwar MR (2011) Psychoeducation for schizophrenia. Cochrane Database, Syst Rev:CD002831

5 Bäuml et al. Arbeitsbuch PsychoEdukation bei Schizophrenie (APES); Schattauer-Verlag

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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