Antibiotika-Verordnungen: regionale Muster abhängig vom Alter der Patienten
Antibiotika gehören zu den häufigsten Arzneimittelverordnungen in Deutschland. Ihr breiter Einsatz wird inzwischen kritisch beurteilt, da sich zunehmend Resistenzen entwickeln und die Mittel dadurch ihre Wirkung verlieren. Dies wird auch auf die häufige Gabe von Antibiotika zurückgeführt. Dass Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen und nicht bei viralen Erkrankungen gegeben werden sollten, ist deshalb ein Grundsatz der Verordnung.
Wie die aktuelle Analyse des ZI zeigt, sind die Antibiotika-Verordnungsraten in der ältesten und in der jüngsten Patientengruppe am höchsten. So wurden bundesweit 56% der über 90-Jährigen und 39% der bis 15-Jährigen im Jahr 2010 ambulant mit Antibiotika behandelt. Berücksichtigt wurden alle Patienten, die im Jahr mindestens ein Antibiotika-Rezept erhalten haben.
Insgesamt sind auffallend hohe Verordnungsraten im Westen Deutschlands zu erkennen. Spitzenreiter sind das Saarland (37%), Rheinland-Pfalz und Westfalen-Lippe (jeweils 35%). Demgegenüber erfolgt die Verordnung im Nord-Osten des Landes deutlich zurückhaltender. Die niedrigsten Verordnungsraten können in Brandenburg (25%), Sachsen (28%), Berlin und Schleswig-Holstein (jeweils 29%) beobachtet werden. Ein ganz anderes regionales Muster wird bei ausschließlicher Betrachtung der unter 15-jährigen Patienten deutlich: die Regionen mit den höchsten Verordnungsraten sind neben dem Saarland nun Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. In diesen Bundesländern wurden im Jahr 2010 rund 50% der jungen Patienten ambulant mit Antibiotika versorgt.
Ursachen für die regionalen Unterschiede konnten nicht abschließend untersucht werden. „Wir vermuten, dass die Erwartungen der Patienten und die Einstellung der Ärzte zu einer Antibiotika-Therapie wesentliche Einflussfaktoren sind“, erklärt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des ZI. Einige Kassenärztliche Vereinigungen nutzen die Auswertung des ZI deshalb zur Beratung in ärztlichen Qualitätszirkeln. Eine Veränderung der Verordnungshäufigkeit von Antibiotika dürfte aber auch breit angelegte Informationskampagnen für Patienten erfordern. Um weitere Gründe für regionale Unterschiede im Verordnungsverhalten zu prüfen, wertet das ZI in Kürze auch Daten zur Häufigkeit der Diagnosen aus.