Ärzte fordern Totalumbau des Gesundheitswesens
„Die GKV ist eine intransparente Blackbox, bei der inzwischen keiner mehr weiß, wohin die zig Milliarden versickern. Es ist unverantwortlich, dass unsere Politiker untätig zusehen, wie 50 Prozent der Arbeitskraft der Ärzte durch Bürokratie vernichtet werden, statt sie für die Arbeit am Patienten zu nutzen. Im Bereich der Arztpraxen kommt noch dazu, dass durch ein intransparentes, pauschaliertes Vergütungssystem Leistungen wie das unverzichtbare Arzt-Patienten-Gespräch zum Verlustgeschäft werden oder dass wichtige Untersuchungen aus finanziellen Gründen ins nächste Quartal verschoben werden müssen“, kritisiert der Landesvorsitzende.Die Krankenkassen hätten so viel Macht wie noch nie und gebrauchten sie. Der Leidtragende in diesem System, so Dr. Boettcher, sei der Patient. „Der Arzt wird immer mehr vom Partner des Patienten zu einem Erfüllungsgehilfen der Krankenkassen degradiert.“ Deshalb fordert er ein System, bei dem der Patient im Mittelpunkt steht und selbst das Leistungsgeschehen bestimmt.
„Ein neues Gesundheitssystem beinhaltet zwangsläufig Transparenz für alle Beteiligten, Kostenerstattung mit sozialverträglichem Selbstbehalt als Motivation für kostenbewusstes Verhalten, Übernahme der Krankenversicherung für die Kinder durch den Steuerzahler bei gleichzeitigem Wegfall der kostenlosen Mitversicherung der nichtberufstätigen Ehefrau.“ Dr. Boettcher schlägt ferner vor: „Der Staat legt nur noch die Rahmenbedingungen fest, etwa eine gesetzlich definierte Grundversorgung, die dem Leistungsspektrum der jetzigen GKV entsprechen könnte. Weiter sorgt er für eine einheitliche Gebührenordnung für alle Krankenkassen und beseitigt so die Kluft zwischen privat und gesetzlich Krankenversicherten. Die gesetzlichen Krankenkassen werden privatisiert, wie es bereits die Techniker Krankenkasse gefordert hat. Für jeden in Deutschland wohnenden wird die Pflicht zur Versicherung gesetzlich vorgeschrieben – mit einem Kontrahierungszwang für alle Kassen. Hierdurch wird verhindert, dass Patienten mit ‚schlechten Risiken’ vom Versicherer ausgegrenzt werden.“
„Unsere Forderungen sind umsetzbar“, betont Dr. Boettcher. „Die Schweiz praktiziert seit 1995 ein ähnliches Gesundheitssystem, das den Schweizer Bürgern eine Gesundheitsversorgung bietet, die in Service und Qualität 50 Prozent über unserer liegt. Obwohl die Ärzte mehr als Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands doppelt soviel erhalten und die Krankenhäuser sogar ein vielfaches Verlangen, liegen die Kosten des Schweizer Systems – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – nur unwesentlich höher als in Deutschland.“ Fazit für Dr. Boettcher: „Ein verbessertes Schweizer System mit Deutschen Preisen wäre deutlich unbürokratischer, transparenter und besser in Service und Qualität. Dann wäre auch bei uns der Patient König.“