Bürokratiebudget soll Arzt-Patientenzeiten entlasten
Viele der jetzt eingeführten Digitalisierungen seien weitere unausgereifte Zeitfresser in den Praxen, die Verwaltungsaufgaben in die Praxen verschieben. Die Aufgabe der gemeinsamen Selbstverwaltung sei es, hier entlastend zusammenzuarbeiten und diese Tätigkeiten ins Backoffice der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenkassen zurück zu verlagern. Die gemeinsame Selbstverwaltung fordert von den Hausärzten aber immer mehr und aufwändigere Dokumentationen ein.
Nur mit Honorarakrobatik könnten die Hausarztpraxen im KV-System wirtschaftlich bestehen. „Das hat nichts mehr mit dem Arztberuf zu tun und bringt den Anteil an Behandlungszeit in ein Missverhältnis zur Verwaltungszeit“, erklärt Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein. Aufgrund der kleinteiligen Bezifferung im KV-System ist die Abrechnung der Leistungen sehr aufwendig und erfordert einen hohen zeitlichen Verwaltungsaufwand. In den Honoraren findet sich der Arbeitsaufwand nicht wieder. „Wir brauchen eine Vereinfachung und Neubewertung der Honorare. Zudem sind mit den Leistungskomplexen dann feste Bürokratiebudgets zu berechnen, die on top kommen müssen“, betont Dr. Funken. Eine Vereinfachung ist nicht in Sicht.
Der Hausärzteverband fordert deshalb, dass der Bürokratieaufwand zusätzlich zu den Honoraren berücksichtigt und auf ein festes Budget beschränkt wird. Nur so bleibe Arzt-Patientenzeit erhalten und nicht wird nicht durch Arzt-Bürokratiezeit ersetzt. „Wir fordern eine zusätzliche Bürokratiepauschale von 10 Prozent für jede Leistungserbringung oder 6 min je Stunde“, erklärt Dr. Funken.