Schlaganfall-Projekt erhält Mittel aus dem Innovationsfonds
Vor der endgültigen Förderzusage muss die Deutsche Schlaganfall-Hilfe ihre Projektplanung noch einmal überarbeiten und einige Positionen kürzen. Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsitzender der Stiftung, erwartet aber keine wesentlichen Hürden. Er rechnet mit einem Projektstart im Herbst 2017.
In OWL erleiden pro Jahr 6.000 bis 7.000 Menschen einen Schlaganfall. Jährlich 1.000 von ihnen sollen künftig durch 15 Schlaganfall-Lotsen betreut werden. Probleme bereitet den Patienten unser komplexes Gesundheitssystem in der Nachsorge, wenn sie mit den Folgen ihrer Erkrankung leben müssen. Vielen fehlt es an Begleitung, Beratung und an der Organisation ihrer Versorgung.
Lotsen beraten und koordinieren
Schlaganfall-Lotsen kommen aus einem Gesundheitsberuf (Pflege, Therapie oder ähnlich) und absolvieren eine Zusatzqualifikation in "Case Management". Ein solches Fall-Management folgt einem klaren Ablaufschema, wie die Schlaganfall Hilfe erklärt. Es biete sich immer dann an, wenn die Versorgung besonders komplex wird und viele Beteiligte über einen längeren Zeitraum hinweg koordiniert werden müssen: Akutklinik, Rehaklinik, Hausarzt, Neurologe, verschiedene Therapeuten, das Sanitätshaus, die Krankenkasse, die Rentenversicherung.
Die meisten Patienten sind damit überfordert, diesen Prozess selbst zu steuern. Ihre Hausärzte sind es in der Regel allein zeitlich. Integrierend, koordinierend und anwaltschaftlich setzen sich die Schlaganfall-Lotsen für ihre Patienten ein. Sie sorgen für reibungslose Abläufe und für einen Kommunikationsfluss, beraten die Patienten und schalten sich insbesondere bei Problemen ein.
Uni Bielefeld leitet die Studie
Verbunden mit dem Projekt ist eine wissenschaftliche Studie, durchgeführt durch die Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. Dazu werden zu Beginn und am Ende der Betreuung viele Daten der Patienten erhoben, zum Beispiel Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinwerte. Gemessen werden auch die Lebensqualität und die Selbständigkeit der Patienten. Alle Werte werden mit zwei Vergleichsgruppen von Patienten aus dem Siegerland verglichen, deren Alter und Lebensbedingungen den ostwestfälischen Patienten ähneln. Erwartet wird, dass die OWL-Gruppe gesünder abschneidet und vor allem deutlich weniger wiederholte Schlaganfälle erleidet.
Nahezu alle in der Region sind beteiligt
Die meisten Krankenkassen in OWL beteiligen sich an dem Projekt, ebenso wie nahezu alle neurologischen Akut- und Rehabilitationskliniken. Sollten sich die Annahmen der Deutschen Schlaganfall-Hilfe bestätigen, werden die Krankenkassen voraussichtlich die Finanzierung der Schlaganfall-Lotsen in Ostwestfalen-Lippe dauerhaft übernehmen. Das wäre modellhaft für ganz Deutschland, andere Regionen könnten dann nachziehen.
Ziel der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist es, dass Schlaganfall-Lotsen generell in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen werden und allen Patienten in Deutschland zur Verfügung stehen. Darüber hinaus wäre das Modell möglicherweise auf andere Krankheitsbilder übertragbar.
Projekt „STROKE OWL"
Antragsteller und Projektleitung:
- Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Konsortialpartner (Mitantragsteller)
- Universität Bielefeld / Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie
- TK - IKK classic - OFFIS Institut für Informatik Oldenburg
Weitere Projektpartner:
- Stroke Units (Schlaganfall-Spezialstationen) in OWL
- Neurologische Rehabilitationskliniken in OWL
- Verschiedene Ärztenetze in OWL
- Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe
- AOK Nordwest
- Barmer GEK
- DAK - Arbeitsgemeinschaft der Betriebskrankenkassen (BKK OWL)
Bild: Die Gütersloherin Stefanie Feldmann (rechts) gehört zu den ersten Schlaganfall-Lotsen in Deutschland. Hier berät sie eine ihrer Patientinnen. Quelle: obs/Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe/Mario Leisle