Darmkrebsmonat März: Vorsorge greift zu spät
Denn bei ihnen wird der Darmkerbs häufig erst diagnostiziert, wenn er bereits Beschwerden verursacht oder sich Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Zum Darmkrebsmonat März fordert die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS), die Vorsorge bei familiär bedingtem Darmkrebs zu verbessern.
Jahr für Jahr erkranken weniger Menschen in Deutschland an Darmkrebs. Eine erfreuliche Entwicklung, die dem Darmkrebsexperten Professor Dr. med. Frank Kolligs zufolge vor allem an der bereits guten Vorsorgestruktur in Deutschland liegt. „Für gesetzlich Versicherte bietet unser Gesundheitssystem bereits gute Vorsorgeleistungen ab dem 50. Lebensjahr an. Mit diesen Angeboten zur Früherkennung können wir Krebsvorstufen und Darmkrebs in frühen Stadien rechtzeitig finden und entfernen“, so der Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Helios Klinikum Berlin-Buch. Menschen, die aufgrund von familiärer Vorbelastung ein erhöhtes Darmkrebsrisiko haben, kommen diese Vorsorgestrukturen allerdings nicht zugute. „Bei familiär bedingtem Darmkrebs erkranken Betroffene häufig schon vor dem 50. Lebensjahr. Daher muss bei dieser Risikogruppe deutlich früher mit Vorsorgeuntersuchungen begonnen werden“, fordert Kolligs.
Tritt bei einem Familienmitglied Darmkrebs vor dessen 50. Geburtstag auf, muss auch an eine genetische Belastung gedacht werden. Wichtig sei es laut Kolligs, dass Angehörige jung an Darmkrebs Erkrankter frühzeitiger als von den Kassen regulär empfohlen mit der Darmkrebsvorsorge beginnen. „Es gilt die Faustregel, dass man zehn Jahre vor dem Alter der Diagnosestellung des Angehörigen mit der Darmkrebsvorsorge beginnen sollte. Ein Beispiel: Hat mein Vater mit 50 Jahren die Diagnose Darmkrebs erhalten, sollte ich als Sohn ab dem 40. Geburtstag mit der Darmkrebsvorsorge beginnen. So ist es möglich, Krebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen und Darmkrebs zu bekämpfen, bevor er ein größeres Problem wird“, erklärt Kolligs.
Neben einer familiären Belastung sind insbesondere ein hoher Fleisch- und Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegungsarmut und Übergewicht als Risikofaktoren für Darmkrebs bekannt. Bei etwa 16 Prozent2 der Erkrankten tritt Darmkrebs gehäuft innerhalb einer Familie auf. Expert:innen halten hier Kombinationen von Mutationen auf zahlreichen Genen für eine Ursache. Eine genetische Analyse ist aber nur sinnvoll, wenn der Verdacht auf das Vorliegen von erblichem Darmkrebs besteht, hier wird dann gezielt nach entsprechenden genetischen Veränderungen gesucht. „Die Darmspiegelung ist daher die einzige zuverlässige Diagnosemöglichkeit bei familiärem Darmkrebs. Beinahe 20 Prozent aller Darmkrebspatient:innen fallen durch unser Vorsorgeraster. Es ist dringend notwendig, dass Politik und Krankenkassen in Bezug auf familiären Darmkrebs mehr Aufklärungsarbeit leisten“, sagt auch Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Literatur: