DEKV-Fachtag: Regionale Gesundheitsversorgung als Chance für Krankenhäuser
Dazu gehört auch eine erreichbare Gesundheitsversorgung und im Koalitionsvertrag2 sind bevölkerungsbezogene Versorgungsverträge, gesetzlicher Spielraum für Verträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern, die Stärkung innovativer Versorgungsformen sowie niederschwellige Beratungsangebote wie Gesundheitskioske und Patient:innen-Lots:innen als Lösungsmöglichkeiten genannt. Die von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach vorgelegten Eckpunkte für neue Beratungsangebote für Patient:innen in sozial benachteiligten Regionen in Form von Gesundheitskiosken unterstreichen den großen Handlungsbedarf.3
Evangelische Krankenhäuser diskutieren Chancen und offene Fragen in der regionalen Versorgung
Bei der gegenwärtig angespannten Haushaltslage wird es jedoch kaum möglich sein, alle Lücken im Gesundheitssystem zu schließen. Im Rahmen des digitalen DEKV-Fachtags „Regionale Gesundheitsversorgung als Chance für Krankenhäuser“ haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Forschung und der Krankenhausversorgung diskutiert, wie weitere Lösungen aussehen können und Modelle der sektorenübergreifenden Vernetzung im Sozialraum vorgestellt. Dazu Radbruch: „Im Zusammenhang mit gleichwertigen Lebensverhältnissen und einer guten regionalen Versorgung muss der Blick auf den Sozialraum, das Quartier und das Quartiersmanagement geworfen werden. Hier sind evangelische Krankenhäuser durch ihre Einbettung in die diakonische Versorgungskette besonders prädestiniert, eine führende Rolle einzunehmen und als Innovatoren voranzugehen. Durch diese Einbettung fällt es evangelischen Krankenhäusern leichter, mit anderen Hilfefeldern zielgerichtet im sozialen Nahraum über Gemeindestrukturen bedarfsgerechte individuelle Lösungen anzubieten.“
Als Fazit der Veranstaltung fordert der DEKV:
1. Koordinierung der regionalen Gesundheitsversorgung durch die Krankenhäuser
Regionale Gesundheitsversorgung ist eine Netzwerk- und Teamleistung. Bereits heute betreiben Krankenhäuser und ihre Träger ambulante Einrichtungen und halten Angebote der ambulanten sowie stationären Altenhilfe, der Rehabilitation und Beratungsstellen vor. Durch diese Vernetzung und Erfahrung sind sie prädestiniert, eine koordinierende Rolle in der Gesundheitsversorgung der Regionen einzunehmen. Dazu gehört es auch, vulnerablen Patient:innengruppen Orientierung im Gesundheitssystem zu geben. Daher müssen quartiersbezogene Patient:innen-Lots:innen bundesweit in Krankenhäusern eingeführt und über die Regelversorgung finanziert werden.
2. Ambulantisierung, Regionalisierung und Vernetzung müssen gemeinsam gedacht werden
„Die Undurchlässigkeit zwischen den Versorgungs- und Systemgrenzen wird bereits seit langem beklagt und es herrscht übergreifend Einigkeit, dass Veränderungen notwendig sind. Der Handlungsdruck ist – auch mit Blick auf die Finanzlage – so groß, dass Innovationen von den Akteuren selbst kommen müssen. Aus der Versorgungsperspektive ist Handeln unbedingt geboten. Best-Practice-Lösungen können dann im Nachgang in die Regelversorgung überführt werden. Wichtig ist dabei aber, dass Ambulantisierung, der jeweilige individuelle regionale Bedarf (Regionalisierung) sowie die Vernetzung der unterschiedlichen Versorgungsangebote verzahnt ineinandergreifen“, so Radbruch.
Quellen:
1 Vgl.: Fink, P. et.al. „Ungleiches Deutschland. Sozioökonomischer Disparitätenbericht 2019.“ Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, 2019
2 Mehr Fortschritt wagen – Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Koalitionsvertrag 2021 – 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und den Freien Demokraten (FDP), Berlin 2021
3 Vgl.: www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/g/gesundheitskiosk.html