DEKV fordert die Entwicklung eines Zuwendungsindex, der langfristig in die Qualitätsbemessung der Krankenhausversorgung einfließt
„Professionelle Zuwendung bedeutet, dass unsere Mitarbeitenden kranke Menschen mit ihren körperlichen und emotionalen Bedürfnissen empathisch wahrnehmen und eine Beziehung auf Zeit zu ihnen aufbauen. Sie bedeutet auch, zu sehen, wie die Patient:innen wirken, was sie tun und ihnen zuzuhören. Ein Teil dieser Zuwendung ist die Kommunikation. Für den Erfolg einer Behandlung ist sie immens wichtig: Sie nimmt Ängste, erklärt Zusammenhänge und fördert so die Therapietreue“, so Christoph Radbruch, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV).
Den ganzen Menschen sehen
Die Möglichkeit, Zuwendung zu zeigen, ist auch für die Mitarbeitenden im Krankenhaus wichtig. Nur wenn Ärzt:innen und Pflegende die Motive und Bedürfnisse der Patient:innen kennen, können sie die bestmögliche Therapie und Pflege für jede:n Einzelne:n umsetzen. „Dieser zwischenmenschliche Aspekt war für viele unserer Mitarbeitenden ausschlaggebend, um einen Beruf in der Medizin oder der Pflege zu wählen. Doch Zuwendung kostet Zeit“, weiß Radbruch. „Durch die Technisierung in der Medizin wird diese Zeit nicht anerkannt, nur was evidenzbasiert ist, findet Anerkennung und wird finanziert. Das müssen wir ändern – zum Wohl für unsere Patient:innen, aber auch für unsere Mitarbeitenden.
Dazu sei es notwendig, die professionelle Zuwendung im Krankenhaus so zu beschreiben, dass sie zu den evidenzbasierten Qualitätskriterien passe. Um dies zu erreichen, wäre es aus Sicht des DEKV wünschenswert, das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) zu beauftragen, einen Zuwendungsindex für die stationäre Patientenversorgung zu entwickeln. Dieser sollte dann in die Qualitätsmessung der Krankenhausversorgung eingeführt und in den Qualitätsberichten veröffentlicht werden. Nur so wird es gelingen, die Zeit zu finanzieren, die die Mitarbeitenden brauchen, um sich den kranken Menschen zuzuwenden. Denn eins ist sicher: Zuwendung ist ein wichtiger Bestandteil der Medizin und das zu jeder Zeit, nicht nur an Weihnachten.“