Weltgesundheitstag : "Depression, sprechen wir’s an"
„Rund 320 Millionen Menschen weltweit leiden an einer Depression. Starker und dauerhafter Stress kann das Risiko einer Erkrankung erheblich erhöhen. Deshalb ist es wichtig, dass wir Erkrankungen wie Depressionen durch gute Präventionsangebote vorbeugen, bevor sie entstehen. Gleichzeitig müssen Menschen mit einer Depression wissen, dass sie nicht allein gelassen werden und es wirksame Behandlungen und Hilfsangebote gibt. Die heutige Fachveranstaltung leistet einen wichtigen Beitrag zu einem besseren Verständnis und Umgang mit der Erkrankung Depression und zu einem Abbau von Vorurteilen", erklärt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.
Im Rahmen der Fachveranstaltung am Weltgesundheitstag wollen Fachleute aus Forschung und Praxis ein differenziertes Bild der Depressionen vermitteln und Angebote der Versorgung und weitere Hilfen zur Verbesserung der Situation der Erkrankten aufzeigen. Weitere Themen werden die Prävention von Selbsttötungen und Selbsttötungsversuchen sowie die Möglichkeiten der Selbsthilfe und die Förderung der psychischen Gesundheit sein.
Die WHO geht aktuell davon aus, dass weltweit 322 Millionen Menschen von Depressionen betroffen sind. Das sind mehr als 4,4 % der Weltbevölkerung und 18 % Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat festgestellt, dass eine überdurchschnittliche Belastung mit chronischem Stress mit einem um mehr als das Doppelte erhöhten Risiko für eine Depression einhergeht. Bei starkem chronischem Stress ist die Wahrscheinlichkeit einer Depression sogar um ein Vielfaches erhöht. Dies ist im Vergleich zu anderen psychischen Störungen besonders hoch.
Auch die sich rasant verändernden Arbeitsbedingungen haben Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Mit betrieblicher Gesundheitsförderung sollen daher gesundheitsorientierte Arbeitsverhältnisse geschaffen und die Gesundheitskompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erweitert werden. So kann es gelingen, Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren und die psychische Gesundheit zu stärken; auch über die Arbeitswelt hinausgehend. Dieser Ansatz wird durch das Präventionsgesetz gestärkt.
Psychotherapeuten müssen Sprechstunden anbieten
Seit dem 1. April 2017 sind Psychotherapeuten verpflichtet, psychotherapeutische Sprechstunden anzubieten. Die psychotherapeutische Sprechstunde soll zeitnah einen niedrigschwelligen Zugang der Patientin oder des Patienten zur ambulanten Versorgung ermöglichen. Hier soll festgestellt werden, ob ein Verdacht auf eine seelische Krankheit vorliegt und weitere fachliche Hilfe notwendig wird. Dabei soll auch eine Beratung, Information, Klärung des individuellen Behandlungsbedarfs, eine erste Diagnosestellung und dementsprechende Behandlungsempfehlungen und sofern erforderlich eine kurze psychotherapeutische Intervention erfolgen.
Um den Bedürfnissen seelisch kranker Menschen in der medizinischen Behandlung besser gerecht zu werden, wurde auch das Vergütungssystem für psychiatrische und psychosomatische Leistungen angepasst: Behandlungen mit hohem Aufwand sollen künftig besser vergütet werden als weniger aufwändige. Durch besondere Behandlungsteams im häuslichen Umfeld soll außerdem gewährleistet werden, dass Menschen mit seelischen Leiden und stationärer Behandlungsbedürftigkeit in akuten Krankheitsphasen noch besser versorgt werden.