Deutsche Diabetes Gesellschaft für Forschung bei Diabetes Typ 2: Die Hälfte der jugendlichen Patienten spricht nicht ausreichend auf Medikamente, Diät und Bewegung an
An der jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie nahmen 699 übergewichtige Jugendliche teil, die bereits im Alter von zehn bis 17 Jahren an Diabetes Typ 2, dem "Alterszucker", erkrankt waren. Ziel der sogenannten TODAY-Studie war es herauszufinden, welche Therapie den Blutzucker bei heranwachsenden Menschen am zuverlässigsten normalisiert.
Hierfür verteilten die Forscher die jugendlichen Typ-2-Diabetiker nach dem Zufallsprinzip auf drei verschiedene Behandlungsgruppen: Die erste Gruppe erhielt die Blutzucker senkenden Tabletten Metformin, ein Präparat, das auch bei Erwachsenen häufig als erstes gegeben wird. Ein weiteres Drittel kombinierte Metformin mit einem in Deutschland nicht mehr zugelassenen Medikament (Rosiglitazon). Die dritte Gruppe änderte zusätzlich zur Metformintherapie auch ihren Lebensstil. Die Jugendlichen lernten an der Seite eines persönlichen Trainers, kalorienreiche Nahrungsmittel zu meiden, vermehrt ballaststoffreiche Kost zu essen und 200 Minuten Sport pro Woche zu treiben.
"Die Ergebnisse der Fünf-Jahres-Studie waren leider ernüchternd", kommentiert Professor Matthaei die Ergebnisse. Nur die Hälfte der jungen Patienten erreichte mit dem Medikament Metformin einen akzeptablen Blutzucker. Und die Änderung des Lebensstils brachte keine zusätzliche Besserung. Auch die im Lancet veröffentliche Präventionsstudie "Diabetes Prevention Programm", die ebenfalls mit Metformin und Lebensstilintervention arbeitete, zeigte bei den erwachsenen Prädiabetikern bei ungefähr 50 Prozent langfristig keine Normalisierung des Blutzuckers - also eine sogenannte non-response auf die Therapie.
"Diese unbefriedigenden Ergebnisse können nicht allein mit mangelhafter Disziplin erklärt werden", betont DDG Pressesprecher Professor Dr. med. Andreas Fritsche aus Tübingen. "Leider wird die TODAY-Studie in der Öffentlichkeit oft anders interpretiert - im Sinne mangelhafter Therapietreue der Patienten. Der Ansicht, dass Patienten ausschließlich selbst schuld an ihrem Therapiemisserfolg seien, möchte die DDG entgegentreten", so Fritsche. Die Autoren der Studie selbst berichten nämlich, dass mehr als 80 Prozent der Patienten Metformin regelmäßig eingenommen haben - ein guter Wert. Gleiches gilt für die Lebensstilmaßnahmen: Die Patienten nahmen an 75 Prozent der Sitzungen in den ersten zwei Jahren der Studie teil - ebenfalls ein guter Wert.
"Möglicherweise sind vielmehr biologische und pathophysiologische Unterschiede dafür verantwortlich, dass Metformin und Lebensstiländerung bei manchen Prädiabetikern den Diabetes nicht verhindern können, und bei Jugendlichen keine Verbesserung des Stoffwechsels erreichen", ergänzt Professor Fritsche. Menschen, die schon in ihrer Jugend an Diabetes erkranken, leiden offensichtlich an einer besonders aggressiven Form des Diabetes Typ 2. Über politische und gesetzliche Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensstils hinaus seien daher verstärkte Forschungsanstrengungen nötig, um der Diabetes-Pandemie gezielter und wirkungsvoller begegnen zu können.