Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin fordert rechtssichere Bedarfsplanung für die schmerzmedizinische Versorgung
Gleichzeitig müssten Politik und ärztliche Selbstverwaltung für eine rechtssichere Bedarfsplanung sorgen. Gesundheitspolitiker der Bundestagsfraktionen, Alexander Krauß (CDU) und Martina Stamm-Fibich (SPD), beide Mitglieder des Gesundheitsausschusses, forderten, das Thema auf dem gesundheitspolitischen Parkett sichtbar zu machen. In Deutschland leiden rund 3,4 Millionen Menschen unter schwersten chronischen Schmerzen. Für deren medizinische Versorgung stehen nur 1.200 ambulant tätige, ausgebildete Schmerztherapeuten zur Verfügung. Das sind laut Berechnungen der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin mindestens 8.000 zu wenig. In 188 deutschen Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern fehlt eine schmerzmedizinische Versorgung sogar komplett. Insgesamt führt die Unterversorgung zu langen Wartezeiten, bis Patienten einen Termin erhalten und Zeitmangel in der individuellen Versorgung.
Ältere Schmerzpatienten benötigen Zeit
Gerade ältere Schmerzpatienten benötigen viel Zeit für das Arztgespräch. Denn zum Schmerzgeschehen gehören neben der physiologischen Ebene, auch psychische und soziale Aspekte. Viele ältere Patienten gehen davon aus, dass Schmerzen im Alter normal sind. Wichtig sei es, diesen Menschen zu vermitteln, dass sie die Schmerzen nicht ertragen müssen, sagte Prof. Dr. Hans Jürgen Heppner, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Helios Klinikum Schwelm, Lehrstuhlinhaber für Geriatrie der Universität Witten-Herdecke und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Das Therapieziel für diese Patienten müsse nicht unbedingt die Schmerzfreiheit sein. Vielmehr gehe es darum, Schmerzen erträglicher zu machen, damit die Patienten einkaufen, an Familienfeiern teilnehmen und aus der Wohnung heraus können, so Heppner weiter. Häufig helfe diesen Patienten schon das Wissen, dass ein Schmerztherapeut verfügbar ist, um das Gefühl zu haben, ihre Schmerzerkrankung besser kontrollieren zu können, ergänzte Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie an der Universität Heidelberg.
„Menschen in Not bleiben in diesem System auf der Strecke“
Auch Gesundheitspolitiker der Bundestagsfraktionen, darunter Alexander Krauß (CDU) und Martina Stamm-Fibich (SPD), beide Mitglieder des Gesundheitsausschusses, forderten beim Schmerz- und Palliativtag, das Thema der schmerzmedizinischen Versorgung auf dem gesundheitspolitischen Parkett sichtbar zu machen. Dazu sei, so Stamm-Fibich, eine konzertierte Aktion nötig. Die Notwendigkeit werde zwar gesehen, so Horlemann, es scheitere aber an der Umsetzung. „Menschen in Not bleiben in diesem System auf der Strecke. Wir müssen daher den Druck erhöhen“, so sein Fazit. Eine Möglichkeit, um den Druck zu erhöhen, sei die Abbildung der Realität – z. B. über Registerdaten aus der Routineversorgung. Das PraxisRegister Schmerz verfügt inzwischen über fast 300.000 Fälle aus dem Versorgungsalltag, die Einblicke in die Versorgung ermöglichen.
Um Ärzte in der Versorgung von Schmerzpatienten zu unterstützen, publiziert die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin regelmäßig aktualisierte PraxisLeitlinien, z. B. zu den Themen Tumorschmerz, Kopfschmerz und Fibromyalgie. Diese berücksichtigen im Gegensatz zu klassischen Leitlinien neben der Evidenz aus Studien auch die Bewertung von Ärzten und Patienten. Ein weiterer Ansatzpunkt, um die Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland zu verbessern, ist die Fort- und Weiterbildung von Ärzten, wie zuletzt beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag, der in diesem Jahr online stattgefunden hat.