Deutschland ohne Hepatitis C ist möglich
Seit der Zulassung von Wirkstoffen der zweiten DAA-Generation (Direct Acting Agent) im Jahr 2014 sei Ärzten und Patienten bekannt, dass Hepatitis C bei mehr als 90 Prozent der Infizierten vollständig ausgeheilt werden könne. Angesichts der epidemischen Verbreitung, der hohen Ansteckungsgefahr und der im Einzelfall schweren Folgeerkrankungen ist es naheliegend, nach einem organisierten und gezielten Screening zu fragen. „Es kommt einer Revolution gleich, dass wir heutzutage eine gefährliche Virusinfektion ausrotten könnten. Wir haben die therapeutischen Mittel, die Risikogruppen sind definiert und wir können deshalb das Screening vergleichsweise einfach organisieren“, so Professor Thomas Berg, Hepatologe am Universitätsklinikum Leipzig.
Üblicherweise schiebe sich allerdings schnell die Kostenfrage in den Vordergrund, bemängelt die Leberhilfe Projekt gUG. Diesen Aspekt hat die gemeinnützige Gesellschaft aufgegriffen und untersuchen lassen, welche Kosten von welchen Trägern in den Zeiträumen bis 2040 entstehen, welche Investitionen für eine Eliminationsstrategie erforderlich wären und was deren Effekte sein würden.
Der Eco-Hep Report hat dazu zwei Szenarien verglichen: Die Entwicklung der von der Hepatitis C verursachten Kosten unter der Annahme, dass die heute üblichen Routinen fortgesetzt werden, zum anderen unter der Annahme, dass ein gezieltes Screening bei den Risikogruppen durchgeführt wird und die Zahl der Therapien auf dem heutigen Niveau beibehalten werden kann.
In beiden Szenarien sinke die Zahl der HCV-Infizierten und der Kosten deutlich. Im Status-quo-Szenario allerdings stabilisiere sich die Zahl der Infizierten und der Kosten auf einem unnötig hohen Niveau. Im Szenario mit Eliminationsstrategie hingegen fallen laut der Gesellschaft – nach einer Übergangsphase bis 2025 – die Zahlen der HCV-Infizierten und mit ihnen die Kosten rapide ab. Beide nahe an die Nulllinie, genauer: von derzeit 250.000 Patienten auf unter 1.000 und von derzeit ca. 2 Milliarden Euro auf einen zweistelligen Millionen-Betrag. (In der Übergangsphase von ca. 10 Jahren könnten aufgrund der Screening-Resultate mehr Patienten behandelt werden; deshalb lägen die Gesamtausgaben in diesem Zeitraum leicht höher als die Gesamtausgaben ohne Eliminationsstrategie.)