DGS-Initiative chronischer Kopfschmerz
Gleichzeitig will die Initiative dazu beizutragen, die Chronifizierung von Kopfschmerzen sowie einen Substanzfehlgebrauch zu vermeiden. „Unser Ziel ist es, die Basisversorgung von Patienten mit chronischen Kopfschmerzen zu verbessern“, so Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS.
In Deutschland berichten 57,5 % der Frauen und 44,4 % der Männer, binnen eines Jahres mindestens einmal von Kopfschmerzen betroffen zu sein.1 14,8 % der Frauen und 6 % der Männer erfüllen die kompletten Kriterien für Migräne.2 Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland 12 Millionen Menschen unter chronischen Kopfschmerzen leiden. Gerade Migräne tritt verstärkt in den mittleren Lebensjahren auf und beeinträchtigt die Patientinnen und Patienten in ihren produktivsten Jahren und stört sowohl Berufs- als auch Familienleben.3 „Viele der Betroffenen wenden sich mit ihren Kopfschmerzen zunächst an den Hausarzt, den Gynäkologen oder den Orthopäden. Denen fehlt es für die Versorgung sowohl an Ausbildung als auch an Erfahrung. Dabei sind Kopfschmerzen der zweithäufigste Beratungsanlass in der primärärztlichen Versorgung“, beklagt PD Dr. Michael Küster, Leiter des Schmerzzentrums Bonn / Bad Godesberg, der als Vizepräsident der DGS für das Ressort Kopfschmerz zuständig ist.
Mangelndes Wissen bei Ärzten und Patienten
Professor Dr. Hartmut Göbel, Chefarzt der auf chronische neurologische Schmerzerkrankungen, insbesondere Migräne- und Kopfschmerzerkrankungen, spezialisierten Schmerzklinik Kiel, führt aus, dass sich die Defizite besonders bei Patientinnen und Patienten mit Migräne zeigen. So erfüllen fast 40 % der Betroffenen die Kriterien für eine prophylaktische Therapie, aber nur 12,4 % wenden diese an. Laut der Studie CaMEO (Chronic Migraine Epidemiology and Outcomes) erreichen weniger als 10 % der Migränepatienten gute medizinische Ergebnisse.5 „Die Gründe sind vielfältig“, so Göbel. Die wichtigsten Ursachen seien mangelndes Wissen sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten. Diese führten zu einer unzureichenden Attackentherapie und Prophylaxe. Zusätzlich erschweren Faktoren wie psychische Komorbiditäten, Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch sowie der mangelnde Einsatz interdisziplinärer Therapien den Therapieerfolg. Wichtige Schritte in Richtung einer besseren Versorgung seien der Migräne-Spezialversorgungs-Vertrag sowie eine digitale Therapiebegleitung z. B. über die Migräne-App.
Fortbildungen, PraxisLeitlinie und PraxisLeitfaden sollen die Versorgung erleichtern
Ziel der DGS-Initiative chronischer Kopfschmerz ist es, die Versorgung in der Breite zu verbessern. „Eine spezialisierte Versorgung in einem Kopfschmerzzentrum ist aktuell den Patienten vorbehalten, die besonders komplizierte Verläufe und Symptome präsentieren“, sagt Horlemann, der für die Initiative gesamtverantwortlich ist. „Die DGS-Initiative will daher die Basisversorgung der Patienten mit chronischen Kopfschmerzen verbessern.“ Dabei gehe es darum, die Wahrnehmung von Kopfschmerzen zu verbessern und den Zugang zu modernen Therapieoptionen flächendeckend zu erleichtern. Um diese Ziele zu erreichen, bietet die Initiative Ärzten, die Patientinnen und Patienten primär versorgen, neue Fortbildungsmöglichkeiten an. Darüber hinaus soll eine Überarbeitung der DGS-PraxisLeitlinie und, als Essenz daraus, ein neuer DGS-PraxisLeitfaden entstehen.
Um aktuelle Daten zur realen Versorgung von Kopfschmerzpatienten zu erheben, startet die DGS parallel zur und unabhängig von der Initiative eine neue Studie in Kooperation mit dem PraxisRegister Schmerz.
Elemente der Initiative, u. a.:
• Weiterentwicklung der DGS-PraxisLeitlinie „Primäre Kopfschmerzerkrankungen“
• DGS-PraxisLeitfaden „Primäre Kopfschmerzerkrankungen“ – abgeleitet aus der DGS-PraxisLeitlinie
• DGS-CME-Fortbildungsprojekte in der Primärversorgung
• Studie in Kooperation mit dem PraxisRegister Schmerz