DGVS begrüßt Aufnahme des Hepatitis B und C-Screenings in den Gesundheits-Check-up
Hepatitis B- und C-Viren haben einige Gemeinsamkeiten: Beide sind hochansteckend und werden hauptsächlich über das Blut übertragen, finden sich aber auch in anderen Körperflüssigkeiten; und beide Virustypen können zu chronischen Leberentzündungen führen. „Diese Entzündungen verursachen zunächst oft keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden und können daher lange Zeit unentdeckt bleiben“, sagt Professor Dr. med. Frank Lammert, Vorstand für Krankenversorgung der Medizinischen Hochschule Hannover und Präsident der DGVS. Oft werde eine Infektion mit Hepatitis-Viren erst dann bemerkt, wenn sich bereits Spätfolgen wie eine Leberzirrhose oder Leberkrebs entwickelt hätten. Diese Folgeerkrankungen sind dann nur noch schwer zu therapieren, weltweit stirbt Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge alle 30 Sekunden ein Mensch daran.
„Für die Betroffenen ist es unglaublich wichtig zu wissen, ob im Falle eines positiven Testergebnisses, mit einer Therapie begonnen werden muss. Als Fachgesellschaft haben wir uns dafür stark gemacht, dass bei einer positiv getesteten Probe auch gleich die Viruslast bestimmt wird. So entfällt für die Patientinnen und Patienten sowohl eine zweite Blutentnahme als auch Wartezeit in Ungewissheit – und die Behandlung kann schneller begonnen werden“, erläutert Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover und Mediensprecher der DGVS. Für die Behandlung der Virusinfektion selbst stehen heute hochwirksame und gut verträgliche Wirkstoffe zur Verfügung. „Die Vermehrung von Hepatitis B-Viren lässt sich mithilfe von Virustatika sehr effektiv unterdrücken. So lässt sich das Risiko für eine Weitergabe der Infektion oder für Folgeschäden minimieren“, so Wedemeyer weiter. Eine Hepatitis C könne durch eine konsequente, acht- bis zwölf-wöchige medikamentöse Therapie häufig sogar vollständig geheilt werden.
Damit die hochwirksame Behandlung stattfinden kann, müssen die Betroffenen jedoch zunächst einmal von ihrer Infektion wissen – und das ist bei der überwiegenden Mehrzahl der Virusträger nicht der Fall. Das bevölkerungsweite Screening-Angebot bietet nach Ansicht der DGVS nun die Chance, eine große Zahl bislang unerkannter Infektionen zu diagnostizieren und einer frühzeitigen Behandlung zuzuführen – und damit sowohl Folgeerkrankungen, als auch die weitere Ausbreitung der Viren zu verhindern.
Mit der Aufnahme des Hepatitis-Screenings in den Gesundheits-Check-up ab 35 Jahren trage Deutschland auch zum erklärten Ziel der WHO bei, die Hepatitis B und C bis 2030 „als Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“ zu eliminieren. Konkret bedeutet das, dass die Zahl der Neuinfektionen mit den beiden Virentypen bis 2030 weltweit um 90 Prozent, und die Zahl der durch eine chronische Hepatitis bedingten Todesfälle um 65 Prozent gegenüber 2015 verringert werden soll. „Deutschland zählt im internationalen Vergleich zwar nicht zu den Ländern mit sehr vielen Patientinnen und Patienten, die an Hepatitis B oder C leiden“, sagt Lammert. Dennoch lebten Schätzungen zufolge auch hierzulande bis zu einer halben Million Menschen mit einer – oft unerkannten – Virushepatitis.
Neben der medikamentösen Behandlung bereits bestehender Infektionen ist die Schutzimpfung gegen Hepatitis B ein weiteres wichtiges Standbein der Hepatitis-Bekämpfung. Die Impfung wird in Deutschland bereits seit 1995 für Säuglinge sowie für Erwachsene in Risikoberufen empfohlen. Für die Hepatitis C steht noch keine Impfung zur Verfügung. Beide Virus-Hepatitiden kommen gehäuft in bestimmten Bevölkerungsgruppen vor. Dazu zählen vor allem Menschen, die Drogen spritzen oder gespritzt haben, homosexuelle Männer sowie Migrantinnen und Migranten aus Ländern mit einer starken Verbreitung von Hepatitis-Viren.