Diabetes-Management führt zu kürzeren Klinikaufenthalten
In Deutschland werden jährlich etwa 2,1 Millionen Diabetespatienten im Krankenhaus behandelt. Bei vielen wird die Erkrankung zwar als „Nebendiagnose“ in den Krankenblättern notiert, eine spezielle Betreuung, wie sie die DDG seit Jahren fordert, erfolgt in der Regel jedoch nicht. „Eine Mitbehandlung der Stoffwechselstörung ist aber sinnvoll, denn erhöhte Blutzuckerwerte begünstigen Komplikationen wie Wundheilungsstörungen, Nierenversagen oder Lungenentzündungen“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der DDG.
Der Diabetes-Experte vom Universitätsklinikum Tübingen verweist in diesem Zusammenhang auf eine Studie, die auf der Jahrestagung der American Diabetes Association vorgestellt wurde und in Kürze veröffentlicht werden soll. Die Endokrinologin Dr. med. Athena Philis-Tsimikas, San Diego, hatte die Behandlungsergebnisse von 9.995 Diabetespatienten in Kalifornien ausgewertet.
Ergebnis: Patienten mit normalen Blutzuckerwerten konnten die Klinik bereits nach 5,74 Tagen verlassen, Patienten mit erhöhtem Blutzucker verbrachten dagegen 8,5 Tage im Krankenhaus. Die durchschnittlichen Behandlungskosten stiegen zugleich von 13.896 auf 16.382 US-Dollar, was einem Plus von 17 Prozent entspricht. Eine weitere Untersuchung aus den USA zeigte, dass Schwankungen des Blutzuckers ebenfalls zu einer Verlängerung der Liegezeiten und einem Anstieg der Behandlungskosten führten.
„Es liegt daher im Eigeninteresse der Klinik, eine Diabeteserkrankung zu erkennen und aktiv zu behandeln“, sagt Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Vizepräsident der DDG und Mediensprecher der Fachgesellschaft. Dass sich das sogar positiv auf die Langzeitwerte des Blutzuckers auswirkt, zeigt eine weitere Studie von Philis-Tsimikas. Sie verglich in dieser Arbeit zwei Gruppen von Diabetespatienten. Eine Gruppe war an einer ambulanten Klinik mit einem speziellen Management für chronische Erkrankungen behandelt worden. Resultat: Die Patienten wurden dort nicht nur mit guten Blutzuckerwerten entlassen – auch nach einem Jahr war der HbA1c-Wert besser als in einer zweiten Klinik ohne spezielles Management.
Die Ergebnisse belegen aus Sicht der DDG, dass eine Diabeteseinstellung in der Klinik eine nachhaltige Wirkung haben kann. Experten schätzen, dass mindestens zehn Prozent aller Eingewiesenen gar nicht wissen, dass sie an Diabetes erkrankt sind. „Dafür ist jedoch nicht nur guter Wille erforderlich, sondern die Schaffung entsprechender Strukturen“, betont Müller-Wieland.
Das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ möchte dies unterstützen. Die Kliniken verpflichten sich nicht nur, bei jedem Patienten zu Beginn des Krankenhausaufenthaltes den Blutzucker zu kontrollieren. „Bei einem erhöhten Wert steht sofort ein diabetologisch versierter Arzt zur Verfügung, der die Patienten betreut“, sagt Gallwitz. Auch das Pflegepersonal jeder Station erhält an den Kliniken eine Fortbildung. An vielen Kliniken wird zudem eine Diabetesassistentin oder Diabetesberaterin beschäftigt.
Informationen zum Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ stehen unter folgendem Link bereit: www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/zertifizierung/nebendiagnose-diabetes.html