Diabetes-Mobil verbessert Versorgung ländlicher Regionen
Nach einem erfolgreichen Start des Projekts „Diabetesberatung auf Rädern“ 2014 mit 20 Einsätzen steht 2015 für die Zielgruppe der ländlichen Bevölkerung Nord- und Ostdeutschland auf dem Tourplan. „Während im letzten Jahr ländliche Regionen in NRW im Fokus standen, werden wir jetzt vorwiegend Regionen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein besuchen“, so Martin Hadder, Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M). Der Landesverband hat den Kleintransporter mit einer Diabetes-Sofort-Diagnostik ausgestattet. Diabetesberaterinnen des VDBD informieren Passanten über die Folgen einer ungesunden Lebensführung und testen ihre Blutzuckerwerte, um eine mögliche Vorstufe des Diabetes zu erkennen.
Auch Dietrich Monstadt, Mitglied des Bundestages der CDU/CSU-Fraktion, ist überzeugt, dass „Diabetesberatung auf Rädern“ in ländlichen Regionen einen wichtigen Beitrag zur Prävention und Früherkennung von Diabetes Typ 2 leisten kann: „Zwar zeigen die bundesweiten Zahlen keinen Ärztemangel, dafür aber ein Ärzteverteilungsproblem“, so Monstadt im Vorfeld der Pressekonferenz.
Das Spendenprojekt von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe soll helfen, diese Versorgungslücke zu schließen und Hausärzte bei der Erstdiagnose, aber auch Fachärzte zu entlasten. „Ein Großteil der Diabetologen praktiziert in Rostock, Schwerin und Greifswald-Stralsund“, berichtet Privatdozent Dr. med. Stefan Zimny, Diabetologe an der HELIOS Klinik in Schwerin. Diabetes-Patienten, die auf dem Land leben, seien daher meist auf die Betreuung eines Hausarztes angewiesen. In Mecklenburg-Vorpommern sind jedoch aktuell rund 115 Hausärztestellen unbesetzt. „Uns liegen zudem Daten vor, dass der Weg zum Hausarzt für jeden vierten Patienten eine Fahrtzeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) von ein bis vier Stunden bedeutet“, so der Vorsitzende der Regionalgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Für drei Prozent gebe es gar keine Erreichbarkeit mittels ÖPNV.
Diesen Mangel an Hausärzten hat kürzlich auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) deutlich gemacht. In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa forderte er dazu auf, „experimentierfreudiger“ zu sein, um die Herausforderung der ländlichen Regionen zu meistern. „Genau das setzen wir mit dem Diabetes-Info-Mobil um“, sagt Hadder und erklärt das Konzept wie folgt: „Wenn die Ärzte nicht zu den Menschen auf dem Land kommen, kommen wir zu ihnen, um sie zu beraten und informieren.“
Ob das Projekt hält, was es verspricht, wertet das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf aus. Erfasst wird unter anderem, bei wie vielen Menschen das Projekt-Team einen bisher unbekannten Diabetes entdeckt. „Eine vergleichbare Datenerhebung gibt es in Deutschland bisher nicht“, so Hadder. Deshalb hat sich auch das Bundesgesundheitsministerium dazu entschlossen, das Projekt zu fördern. Auch die AOK Nordost unterstützt die „Diabetes-Beratung auf Rädern“ durch Öffentlichkeitsarbeit.