diabetesDE rät zu Blutzuckertests vor und während Kortisontherapien
Kortison und andere Kortikosteroide können den Blutzuckerspiegel erhöhen und eine Resistenz gegenüber Insulin fördern. Das kann Diabetes Typ 3e auslösen oder bei einer bereits bestehenden Diabetes-Erkrankung zum Anstieg des Blutzuckers führen. Einer kanadischen Studie zufolge begünstigen insbesondere hoch dosierte Kortisonsprays gegen Atemwegserkrankungen die Entstehung und Verschlechterung von Diabetes. diabetesDE rät daher zu Blutzuckertests vor und während einer Therapie mit Kortikosteroiden. Bei insulinpflichtigen Diabetikern müssen behandelnde Ärzte die Insulindosis während der Therapie entsprechend anpassen und regelmäßig kontrollieren.
Entzündungshemmende Kortikosteroide können sowohl zum Auftreten als auch zur Verschlechterung von Diabetes mellitus beitragen. Sie lassen den Blutzuckerspiegel ansteigen und verringern die Sensibilität gegenüber dem blutzuckersenkenden Hormon Insulin. „Die äußerliche örtliche Anwendung von Kortison, zum Beispiel als Salbe auf der Haut, spielt für den Zuckerhaushalt zwar keine Rolle“, erläutert Professor Dr. med. Stephan Matthaei, Vizepräsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und Chefarzt des Diabetes-Zentrums am Christlichen Krankenhaus Quakenbrück. „Neben dem lange bekannten Effekt einer Verschlechterung der Blutzuckerstoffwechseleinstellung durch kortisonhaltige Tabletten oder Spritzen konnte nun in einer Studie gezeigt werden, dass auch kortisonhaltige Inhalationssprays sowohl das Risiko der Entwicklung eines Diabetes steigern können als auch zur Verschlechterung des Blutzuckerstoffwechsels bei schon bekanntem Diabetes führen können“, betont der Diabetologe. Daher sollten behandelnde Ärzte vor Einleitung einer Kortisontherapie den Blutzuckerspiegel des Patienten messen, um bereits von vornherein erhöhte Werte oder gar eine bislang unbekannte manifeste Diabetes-Erkrankung zu erkennen. Entsteht Diabetes durch eine Kortisontherapie, spricht man von Diabetes Typ 3e.
Menschen mit Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) bekommen häufig Kortikosteroide zur Inhalation verordnet. Laut einer im Dezember 2010 in der Fachzeitschrift „The American Journal of Medicine“ veröffentlichten kanadischen Studie können kortisonhaltige Inhalationssprays, insbesondere wenn sie hoch dosiert werden, den Blutzuckerspiegel erhöhen. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher aus Montreal nach der Datenauswertung von mehr als 380.000 Patienten mit Atemwegserkrankungen. Sie untersuchten die gesundheitliche Entwicklung der Studienteilnehmer über einen Zeitraum von fünfeinhalb Jahren. In dieser Zeit entwickelten über 30.000 Patienten unter der inhalativen Kortikoidtherapie einen Diabetes mellitus. Bei mehr als 2.000 Studienteilnehmern mit einer bereits bestehenden Diabetes-Erkrankung wurde ein Wechsel von Tabletten zu Insulinspritzen notwendig. Die regelmäßige Inhalation der Kortikoide erhöhte das relative Risiko, an Diabetes Typ 3e zu erkranken, um 34 Prozent, in hoher Dosierung um 64 Prozent. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die blutzuckersenkende Tabletten einnahmen, stieg das Risiko, wegen der Kortikoide auf eine Insulintherapie umsteigen zu müssen, ebenfalls um mehr als 30 Prozent. Inhalierten sie hoch dosierte Kortikosteroid-Sprays, nahm es um mehr als 50 Prozent zu.
„Während einer Behandlung mit Kortikosteroiden sollten behandelnde Ärzte daher die Blutzuckerwerte ihrer Patienten regelmäßig kontrollieren“, so Professor Matthaei. Bei Patienten mit Diabetes, die bereits Insulin spritzen, müsse die Dosis eventuell entsprechend angepasst werden.
Unter dem Namen Diabetes Typ 3 sind Diabetes-Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen zusammengefasst. Dazu gehört Diabetes als Folge von Erkrankungen wie Mukoviszidose, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder Infektionen. Auch Tumoren, Operationen, genetische Defekte oder Medikamente wie Kortison können Diabetes Typ 3 auslösen.
Weitere Informationen auch unter www.diabetesde.org:
http://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes/habe_ich_diabetes/wissenswertes_ueber_diabetes/
http://www.diabetesde.org/index.php?id=6417&tx_ttnews[tt_news]=9181&tx_ttnews[backPid]=6391