"Digitale Medizin als zusätzlicher, sektorenübergreifender Versorgungsbereich"
"Um den Patienten und Versicherten den Zugang zu den digitalen Lösungen zu ermöglichen, ist ein adäquater Rahmen erforderlich, der den Besonderheiten von Digital Health Rechnung trägt. Die bisherigen Erfahrungen, beispielsweise mit dem Telemonitoring in der Herzmedizin, zeigen, dass die bestehenden Instrumente dafür untauglich sind", so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll zur DMEA, die vom 9. bis 11. April 2019 in Berlin stattfindet. "Das anstehende E-Health II-Gesetz wäre eine gute Gelegenheit, um an dieser Stelle konkrete Fortschritte zu erzielen", so Möll.
Nach dem Koalitionsvertrag will die Bundesregierung "neue Zulassungswege für digitale Anwendungen schaffen, die Interoperabilität herstellen und die digitale Sicherheit im Gesundheitswesen stärken". Zur weiteren Umsetzung dieses Vorhabens schlägt der BVMed vor:
- "Wir brauchen neue Zugangswege für digitale und telemedizinische Anwendungen. Dafür sind besondere Evaluationen erforderlich, die den Besonderheiten von Digital Health entsprechen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die bestehenden Instrumente dafür untauglich und die Prozesse nicht sachgerecht sind. Wir wollen gemeinsam mit den relevanten Stakeholdern in einem akteursübergreifenden Gremium an einem zielgerichteten und pragmatischen Konzept mitarbeiten (E-Health-Initiative).
- Aufgrund der sektorenübergreifenden Relevanz digitaler Anwendungen schlagen wir einen zusätzlichen Versorgungsbereich Digitale Medizin vor – unabhängig von den bestehenden Versorgungssektoren und mit einer eigenen Vergütung. Die neue Digitale Medizin ließe sich aus Mitteln des Gesundheitsfonds und angepasster RSA-Zuweisungen finanzieren, beispielsweise mit 1 Milliarde Euro jährlich zum Ausprobieren neuer digitaler Anwendungen und Instrumente. Damit wäre Deutschland ein Vorreiterland im Zeitalter der digitalen Gesundheit. Die Ankündigung eines solchen Vergütungssystems könnte den Fortschritt im Gesundheitsbereich in Deutschland stimulieren und befördern."
Um Gesundheitsdaten versorgungs- und forschungsorientiert nutzbar zu machen, seien Regelungen zur sicheren Erhebung und Verwendung dieser Daten notwendig. "Wir plädieren für die Einrichtung eines akteursübergreifenden Gremiums, das die Anforderungen hieran definiert", so der BVMed.
Für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung sei zudem die ganzheitliche digitale Abbildung der Versorgungsprozesse erforderlich. Nur wenn hierbei alle Akteure integriert seien, ergebe sich ein Mehrwert. Dies setze den zügigen Aufbau des elektronischen Gesundheitsberuferegisters und die Ausgabe der Heilberufeausweise an die nicht-approbierten Heilberufe, beispielsweise die Pflege, Homecare-Unternehmen oder Sanitätshäuser, voraus. So werde zudem die Grundlage für die Stärkung der Vernetzung der beteiligten Akteure und damit der sektorenübergreifenden Versorgung geschaffen.
BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll kündigte an, dass der Verband im Juni 2019 ein neues Referat "Digitale Medizin" aufbauen werde, um sich beim Thema Digitalisierung künftig noch intensiver einzubringen.