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DKOU 2016: Alterstraumazentren bewahren die Ältesten vor dem Pflegeheim

08.09.2016 13:17
Jedes Jahr erleiden über 700.000 betagte Menschen in Deutschland einen Bruch des Oberschenkels, der Wirbel oder Arme. Altersbrüche zählen aufgrund des demographischen Wandels mittlerweile zu den häufigsten Ursachen für eine Krankenhauseinweisung und spätere Pflegebedürftigkeit. Immobilität aber auch hohe Kosten für das Sozialwesen gehen damit einher. Um die Rehabilitation unfallgeschädigter betagter Patienten zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) Richtlinien für die optimale Versorgung erarbeitet, die auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin erläutert werden.

Orthopäden und Unfallchirurgen gehen davon aus, dass sich die Zahl der Brüche bei den betagten Patienten in den kommenden Jahren verdoppeln oder gar verdreifachen könnte. So hat beispielsweise die Anzahl der Oberschenkelhalsbrüche in den vergangenen 15 Jahren um 20 Prozent zugenommen. Damit ist die Fraktur am Hüftgelenk der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung bei über 85-jährigen Frauen. 50 Prozent der Patienten sind anschließend hilfsbedürftig oder können nicht mehr in ihr häusliches Umfeld zurück. Das ist für die Patienten ein dramatischer Einschnitt, belastet aber auch die Sozialkassen in steigendem Maße. „Durch den dramatischen Anstieg der Brüche wird es in Zukunft sowohl an Geld als auch an Personal fehlen, um alle Patienten, die nach einem Unfall auf Hilfe angewiesen sind, ausreichend zu versorgen“, sagt Professor Dr. med. Ulrich Liener, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).

Die Behandlung von Knochenbrüchen bei Senioren ist durch ihr hohes Alter und die damit einhergehenden Begleiterkrankungen erschwert. „Die betagten Patienten sind häufig gebrechlich, haben kognitive Einschränkungen und leiden an Herz- oder Niereninsuffizienz“, so Liener. Dieser komplexen Gesamtsituation der Patienten könne man nur durch einen ganzheitlichen Behandlungsansatz gerecht werden. Ähnlich den „Stroke Units“ für die Schlaganfallbehandlung haben Orthopäden und Unfallchirurgen jetzt spezielle Zentren etabliert, in denen sie gemeinsam mit Altersmedizinern, Pflegekräften und Physiotherapeuten zusammenarbeiten. „Internationale Studien an älteren Patienten mit Knochenbrüchen zeigen, dass die Behandlung in einem interdisziplinären und multiprofessionellen Team gemeinsam mit Altersmedizinern im Vergleich zur Standardbehandlung zu wesentlich besseren Ergebnissen führt“, erklärt Universitäts-Professor Dr. med. Florian Gebhard, Kongress-Präsident des DKOU 2016. Deutlich mehr der Ältesten könnten nach Akutphase und Rehabilitation wieder ihre Selbstständigkeit zurückgewinnen und zu Hause leben. Das erhöht deren Lebensqualität deutlich und spart Pflegekosten.

Aktuell sind deutschlandweit in Kürze 50 dieser Alterstraumazentren zertifiziert; über 150 haben sich bereits zur Zertifizierung angemeldet. In diesen Zentren steht den Patienten ein ortho-geriatrisches Behandlungsteam zur Verfügung und entsprechende Strukturen werden vorgehalten. Alle "AltersTraumaZentren DGU" verpflichten sich außerdem zur Teilnahme am "AltersTraumaRegister DGU" – einer Datenbank, mit der Orthopäden und Unfallchirurgen qualitätsrelevante Daten zur Versorgung von betagten Patienten sammeln. „Mit den aus dem Register gewonnenen Daten wollen wir die Behandlung verbessern und Antworten auf wissenschaftliche Fragestellungen zur Fehlervermeidung und Patientensicherheit finden“, sagt Gebhard.

Wie die optimale Versorgung älterer Patienten aussieht und welche Kriterien eine Klinik erfüllen muss, um "AltersTraumaZentrum DGU" zu werden, diskutieren Orthopäden und Unfallchirurgen auf einer Pressekonferenz im Rahmen des DKOU 2016 am 27. Oktober 2016 in Berlin.

Editorial

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