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Dritte Welle: Covid-19-Patienten im Schnitt neun Jahre jünger

03.08.2021 10:03
Die Corona-Impfungen von Seniorinnen und Senioren haben bereits im Frühjahr dieses Jahres das Durchschnittsalter der Covid-19-Patientinnen und -Patienten in Berliner Krankenhäusern deutlich gesenkt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Abrechnungsdaten von AOK Nordost-Versicherten und anderen AOK-Versicherten, die in Berliner Krankenhäusern behandelt wurden. Demnach waren die AOK-versicherten Covid-19-Patienten, die während der zweiten Welle (Oktober 2020 bis März 2021) in Berliner Krankenhäusern behandelt wurden, im Schnitt rund 71 Jahre alt. Zu Beginn der dritten Welle, im März 2021, sank das Durchschnittsalter auf den Covid-19-Stationen auf knapp 62 Jahre – also um rund neun Jahre.

„Es erklärt sich dadurch, dass in der dritten Welle verstärkt Menschen mittleren Alters intensivmedizinisch behandelt werden mussten, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Impfung erhalten hatten“, erläutert Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), welches die Auswertung erstellt hat. Ende März 2021 hatten erst rund 12 Prozent aller Berlinerinnen und Berliner eine Erstimpfung erhalten. Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern der Pflegeheime lag die Impfquote für die Erstimpfungen zu diesem Zeitpunkt schon über 90 Prozent.

 

Sterblichkeit der Krankenhaus-Patienten sank von 25 auf 17 Prozent


Auch eine andere Zahl zeigt den Erfolg der Impfungen in der Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren: In der zweiten Welle waren noch rund 40 Prozent der Covid-19-Patienten in Berliner Krankenhäusern über 80 Jahre alt. Zu Beginn der dritten Welle halbierte sich dieser Anteil auf 20 Prozent.


Nicht nur das Durchschnittsalter, auch die Sterblichkeit unter den stationär behandelten Covid-19-Patientinnen und -Patienten in Berlin sank zu Beginn der dritten Welle deutlich. In der zweiten Welle lag die Sterblichkeit noch bei 25 Prozent, im März 2021 lag diese Zahl bei 17 Prozent. „Das ist vor allem mit dem gesunkenen Durchschnittsalter zu erklären“, so Klauber.


Auch in dritter Welle hatten offenbar viele Angst, ins Krankenhaus zu gehen


Die Auswertung der AOK-Abrechnungsdaten zeigt auch, wie viele Krankenhaus-Behandlungen insgesamt in der dritten Welle von März bis Mai 2021 durchgeführt wurden. Dabei zeigte sich, dass die Fallzahlen in den Berliner Krankenhäusern im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum um 19 Prozent sanken. In der zweiten Welle lag das Minus noch bei 25 Prozent. Während der dritten Welle wurden also etwas weniger planbare Operationen aufgrund der vielen Covid-19-Patienten verschoben.


Besorgniserregend ist jedoch, dass auch in der dritten Welle deutlich weniger Notfall-Patientinnen- und Patienten in den Berliner Krankenhäusern registriert wurden. So sank die Anzahl der Schlaganfall-Patienten um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum, die Anzahl der Herzinfarkt-Patienten um 8 Prozent. Beide Werte waren in der ersten und zweiten Welle ähnlich hoch.


Hier liegt der Verdacht nahe, dass Notfallpatienten auch in der dritten Welle aus Angst vor Ansteckung mit Covid-19 seltener ins Krankenhaus gegangen sind – und dabei schwerwiegende Folgen in Kauf genommen haben. Denn sowohl bei Herzinfarkten als auch bei Schlaganfällen ist rasche medizinische Hilfe elementar wichtig, um schädliche Auswirkungen zu begrenzen. „Hier können wir nur weiterhin appellieren, bei Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall ohne Zögern den Notruf zu alarmieren“, so WIdO-Experte Jürgen Klauber.

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