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Fehlende Lehrstühle gefährden langfristig die Patientenversorgung

31.03.2021 13:19
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Fehl-, Mangel- und Überernährung für die Entstehung zahlreicher Erkrankungen verantwortlich sind. Trotz der hohen Relevanz ernährungsmedizinischer Versorgung gibt es an deutschen Universitäten keine Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie. Zudem sind ernährungsmedizinische Inhalte im Medizinstudium unterrepräsentiert. Sie reichen nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner e. V. (BDEM), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) und der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin e. V. (DAEM) nicht aus, um eine adäquate Versorgung auf neuestem wissenschaftlichen Stand zu garantieren.

Deutschland braucht mehr Ernährungsmediziner. Deshalb fordern die Fachgesellschaften die Politik zum Handeln auf. Dazu zählt, Lehrstühle für Ernährungsmedizin und Ernährungstherapie einzurichten.

Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Diabetes, Bluthochdruck, Gelenk- und Krebserkrankungen. „Eine der Hauptursachen für die Entstehung dieser Krankheitsbilder ist die Überernährung mit Übergewicht, Adipositas und schließlich dem metabolischen Syndrom“, erklärt Professor Dr. med. Johannes G. Wechsler, Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner. „Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat Übergewicht, fast ein Viertel leidet sogar an starkem Übergewicht“, so Wechsler. „Doch auch die Mangelernährung ist ein großes Problem in Deutschland, die mit vielen Folgeerkrankungen einhergeht. Mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen“, sagt Professor Dr. oec. troph. Dr. med. Anja Bosy-Westphal, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. „Es ist wissenschaftlich belegt, dass Mangelernährung einen negativen Einfluss auf den Verlauf von Akuterkrankungen, Lebensqualität und Lebenserwartung hat.“ Die Daten verdeutlichen: Deutschland hat einen hohen Bedarf an gut ausgebildeten Ernährungsmedizinern.

Die Ernährungsmedizin ist ein Querschnittsfach, das nicht nur viele Krankheiten betrifft, sondern auch fachübergreifend in allen ärztlichen Fachdisziplinen Bedeutung hat. „Doch die Ernährungsmedizin ist im Medizinstudium beziehungsweise in der ärztlichen Ausbildung nicht ausreichend verankert“, kritisieren die Experten. Im Jahr 2018 wurde die Ernährungsmedizin in die Weiterbildungsordnung aufgenommen und wird derzeit von den Landesärztekammern umgesetzt. Bei der Ausbildung von Ärzten – im Studium – werden ernährungsmedizinische Erkenntnisse und Zusammenhänge im Gegensatz zur Weiterbildungsordnung in Deutschland bis heute jedoch überhaupt nicht umgesetzt. „Im Gegensatz zu anderen EU-Ländern wird Ernährungsmedizin an deutschen Universitäten nicht gelehrt. Der Wissensstand der Studenten auf diesem Gebiet ist dementsprechend erschütternd niedrig“, so Professor Dr. med. Gerd Bönner, Präsident der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin.

Wissenschaft und Forschung könne nur existieren, beziehungsweise sich erfolgreich entwickeln, wenn es Lehrstühle und Abteilungen gebe, die das Gebiet der Ernährungsmedizin in Lehre und Forschung kompetent vertreten. Nur so ist nach Einschätzung der Experten möglich, evidenzbasiertes Wissen zu schaffen, das Voraussetzung ist, um ernährungsmedizinische Therapien erfolgreich anzuwenden.

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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