Eugen Münch-Preis 2020 verliehen
Die Gewinner wurden unter rund 100 Einsendungen von der Jury ausgewählt, der Daniel Bahr (Mitglied des Vorstands der Allianz Private Krankenversicherungs- AG), Fraua Ferlemann (Redakteurin BR, Wissen und Bildung aktuell), Prof. Marion Haubitz (Direktorin der Medizinischen Klinik III am Klinikum Fulda), Prof. Helmut Schönenberger (Geschäftsführer UnternehmerTUM), Dr. Ilona Köster-Steinebach (Geschäftsführerin Aktionsbündnis Patientensicherheit), Prof. Leonie Sundmacher (Inhaberin des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München) und Staatssekretär Andreas Westerfellhaus (Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung) angehören.
Boris Augurzky, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch: „Die Corona- Pandemie hat gezeigt, dass wir technisch viel mehr könnten, als wir tatsächlich umsetzen. Aber dennoch gab es den vielfach genannten „Digitalisierungsschub“ und plötzlich waren schnelle Lösungen möglich, die sonst in jahrelangen Diskussionen versandet sind, siehe Videosprechstunde. Die Gewinner des Eugen Münch-Preis könnten zu einer deutlichen Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen – hoffen wir, dass sie von dem Schwung profitieren und ihre Arbeiten schnell in die Versorgungsrealität einziehen können.“
Kategorie Wissenschaft und anwendungsorientierte Forschung: PD Dr. Roman Schniepp, Klinik für Neurologie der LMU München, Campus Großhadern: Mustererkennung zur Diagnose neurogeriatrischer Gangstörungen
Roman Schniepp befasst sich in seiner Forschungsarbeit damit, wie neurogeriatrische Gangstörungsmuster mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz automatisch analysiert und interpretiert werden können. Die Bewegungsmuster beim Gehen werden mit Sensoren erfasst und mit automatisierten Mustererkennungsverfahren und künstlicher Intelligenz klassifiziert. Über 10.000 Patientendaten wurden bereits in eine Datenbank aufgenommen, anhand der die Algorithmen weiter trainiert werden. So entsteht ein Ansatz für den klinischen Einsatz, bei dem durch die Gangbewegungsdaten automatisch individuelle Vorhersagen zur Diagnose und Sturzabschätzung getroffen werden. Damit könne langfristig die Versorgung von geriatrischen Patienten mit Gangstörungen verbessert werden.
PD Dr. Roman Schniepp ist Neurologe mit den Schwerpunktbezeichnungen für Neurologische Intensivmedizin und Notfallmedizin an der Ludwig- Maximilians-Universität München. Er leitet die interdisziplinäre Forschungsgruppe zum Thema „Gang-und Standstörungen“ am Klinikum Großhadern und arbeitet dort an grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Fragestellungen im Bereich neurologischer und neurogeriatrischer Erkrankungen.
Als Mitglied mehrere nationaler und internationaler Forschungsgesellschaften koordiniert Schniepp derzeit zudem den Technologietransfer von Bewegungsanalyseverfahren aus dem klinischen Umfeld in die reale, häusliche Umgebung mittels tragbarerer Sensorik.
Einen Film über die Arbeit sehen Sie hier: https://youtu.be/P59Sk7BMR_I
Die Publikation der Arbeit lesen Sie hier: https://scholar.google.com/scholar?hl=de&as_sdt=0%2C5&q=Schniepp+R &btnG=
Kategorie praktische Anwendung: Steffen Geyer: offenes Ökosystem für Ressourcen- und Prozessoptimierung im Krankenhaus
Steffen Geyer sorgt dafür, dass in Kliniken schnell und einfach ersichtlich ist, wo sich was in welchem Zustand befindet. Basis ist ein Bluetooth-Netzwerk, das in wenigen Tagen installiert werden kann. Darüber können alle Geräte in Echtzeit raumgenau lokalisiert und zusätzlich der Gerätestatus live abgerufen werden. So ist es zum Beispiel möglich, nachzuverfolgen, wo sich ein reines Bett befindet oder eine Sauerstoffflasche zu finden, deren Füllstand gleichzeitig angezeigt wird. Damit können Prozesse optimiert und Kosten für unnötige Anschaffungen gespart werden. Für das Personal bedeutet das Netz eine Arbeitsentlastung, da die zeitaufwändige Suche nach den benötigten Geräten entfällt. Das System ist so konzipiert, dass Partnerlösungen einfach integriert werden können. Perspektivisch ist auch eine Echtzeit-Überwachung von Vitalparametern der Patienten möglich.
Steffen Geyer sammelte vor der Gründung von simplinic mehr als vier Jahre Erfahrung im Investment Banking (JP Morgan, Royal Bank of Scotland) und in der Strategieberatung (Boston Consulting Group) in Großbritannien und Deutschland. Darüber hinaus arbeitete er ein Jahr für Rocket Internet, Europas größtem Start-up Inkubator, in Berlin. Steffen hält zwei Masterabschlüsse von der EDHEC Business School und Universität Maastricht in Finanzen und Internationale Wirtschaft.
Einen Film über die Arbeit sehen Sie hier: https://youtu.be/GKW-Zjn_c1E
Sonderpreis Turan Tahmas: Entwicklung einer Lehrplattform für Pflegeberufe
Einen Sonderpreis erhält Turan Tahmas, der eine digitale Lernplattform mit interaktiven Lerninhalten für Pflegefachberufe entwickelt. Die Nutzer können ab dem Beginn ihrer Ausbildung aktuelle Lehrinhalte nachschlagen, praxisnahe Videos ansehen und ihr Wissen über Gamification-Ansätze vertiefen. Die Plattform steht als App zur Verfügung, so dass sie von den Nutzern flexibel und mobil verwendet werden kann. Tahmas und sein Team, bestehend aus examinierten Pflegekräften mit mehrjähriger Berufserfahrung, haben kürzlich mit der Entwicklung des Prototypen begonnen, der ab Anfang 2021 verfügbar sein soll. Geplant ist der Verkauf von Lizenzen an Träger der praktischen Ausbildung und Pflegeschulen oder als App an die Schüler zu einem geringen Preis mit monatlicher Kündigungsfrist.
Turan Tahmas hat einen Bachelor of Business Management an der Saxion International Business School in den Niederlanden absolviert und ein Auslandssemester an der University of Lappland in Finnland verbracht. Im Jahr 2018 nahm er den Master-Studiengang International Management an der Hochschule Düsseldorf auf und forcierte die Entwicklung der Lernplattform parallel zum Studium. Seit dem erfolgreichen Abschluss des Masterstudiengangs im Jahr 2020 widmen sich Tahmas und sein Team mit ihrer gesamten Zeit ihrem Herzensprojekt.
Einen Film über die Arbeit sehen Sie hier: https://youtu.be/i4WCbMRcpbk
Über den Preis:
Der Eugen Münch-Preis wird seit 2015 jährlich in zwei Kategorien verliehen, die jeweils mit einem Preisgeld von 20.000 Euro dotiert sind. Ausgezeichnet werden innovative Arbeiten, die zu einer effizienteren und patientenorientierteren Gesundheitsversorgung beitragen können. Bisher wurden unter anderem Professorin Leonie Sundmacher, Neeltje van den Berg, Dmitrji Achelrod, Sandra Sülz, Steffen Fleßa, Patrick Jahn sowie die Gründer von speechagain, msense, memorebox, rehago und deepc ausgezeichnet.