Europäischer Schlaganfall-Aktionsplan: Optimierung der Versorgung bis 2030
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft e.V. (DSG) wirkt nach eigenen Angaben daran intensiv mit – und macht sich in diesem Kontext für eine Verbesserung der Nachsorge hierzulande stark. In der Akutversorgung nimmt Deutschland bereits europaweit eine Vorreiterrolle ein.
Die Versorgungssituation ist in den europäischen Staaten sehr unterschiedlich: Gute Strukturen existieren vornehmlich in den Ländern Nord-, West- und Mitteleuropas. Entwicklungsbedürftig dagegen sind die Strukturen in vielen Ländern Ost- und Südeuropas. „Durch die Coronapandemie haben sich ohnehin schon bestehende Ungleichheiten teilweise noch verstärkt“, betont Professor Dr. med. Helmuth Steinmetz, 1. Vorsitzender der DSG. „Um diese bestmöglich zu überwinden, brauchen wir unbedingt einen einheitlichen europäischen Ansatz für die Schlaganfall-Behandlung und das Management.“
Verbindliche Ziele für die Schlaganfall-Versorgung bis 2030 gefordert
Mit dem Stroke Action Plan rufen die europäischen Schlaganfall-Organisationen sowie Patientenfürsprecher die Gesundheitsminister der Länder auf, sich bis zum Jahr 2030 verbindliche Ziele für die Schlaganfall-Versorgung zu setzen. So fordern ESO und SAFE, die Präventionsmaßnahmen deutlich zu erhöhen, um die Zahl der Schlaganfälle um 10 % zu senken. Zudem soll die Akutversorgung des Schlaganfalls deutlich verbessert werden. „Ein zentrales Ziel ist es, 90 % der Patienten in Europa auf spezialisierten Stationen (Stroke Units) zu versorgen“, erklärt Steinmetz. Deutschland kommt diesem Ziel schon heute nahe: Die DSG hat in den vergangenen Jahren mehr als 330 Stroke Units zertifiziert. Zum Vergleich: Einige andere Länder verfügen über nicht einmal zehn solcher Stationen.
Diese Ungleichheiten sehen auch ESO und SAFE. Deshalb lautet ein weiteres Ziel des Aktionsplans, dass alle Länder nationale Schlaganfallpläne und -strategien festlegen. Nationale Koordinatoren des Stroke Action Plans für Deutschland sind Prof. Dr. med. H. Jürgen Faiss, Geschäftsführer der DSG, und Dr. Markus Wagner für die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Gemeinsam wollen beide Organisationen in den kommenden Jahren an einem nationalen Plan arbeiten. „Nachdem die Akutversorgung bereits auf einem sehr guten Stand ist und auch die Rehabilitation in den vergangenen Jahren große Fortschritte machte, liegt jetzt ein besonderes Augenmerk auf der Nachsorge“, betont Professor Dr. Jürgen Faiss. „Um diese zu stärken, haben wir bereits eine Nachsorgekommission gegründet.“
Schlaganfall-Lotsen haben sich im Alltag bewährt
Ein zentrales Ziel einer verbesserten Schlaganfall-Nachsorge in Deutschland ist es, die Sekundärprävention zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden oder diese möglichst frühzeitig zu erkennen, damit Patienten eine höhere Lebensqualität erreichen und seltener mehrere Schlaganfälle erleiden. Zentraler Bestandteil einer verbesserten Struktur könnten eine engere fachärztlich neurologische Betreuung und so genannte Schlaganfall-Lotsen werden, die bereits in zahlreichen Projekten an verschiedenen Orten Deutschlands im Einsatz sind. Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG, berichtet von positiven Erfahrungen aus Ostwestfalen: „Schlaganfall-Lotsen sind hier schon seit 2017 erfolgreich tätig. Sie haben einen therapeutischen oder pflegerischen Hintergrund und begleiten Patienten intensiv nach ihrer Erkrankung.“ Sie dokumentieren beispielsweise Behandlungen und unterstützen bei der Beantragung von Hilfsmitteln. „Wenn wir es schaffen, ein gutes Netz an Schlaganfall-Lotsen deutschlandweit zu errichten, können wir die Nachsorgesituation hierzulande gut optimieren“, so Schäbitz.
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