Forschungsprojekt zu neuen Biopharmazeutika
Viereinhalb Jahre lang wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in Kooperation mit der Firma Merck ein Projekt zur Erforschung und Entwicklung neuer biopharmazeutischer Arzneimittel am Graduiertenkolleg der Goethe-Universität finanzieren. Es handelt sich um das größte wissenschaftliche Stipendienprojekt der DFG. Im Rahmen des 3,7 Millionen Euro schweren Unternehmens werden 18 Doktorandenstipendien sowie zusätzliche Medizinstipendien vergeben.
Von Beginn an war das Graduiertenkolleg der Frankfurter Universität darauf fokussiert, nicht am Markt vorbei zu forschen und wurde somit schnell als förderungswürdig anerkannt. Doktoranden arbeiten heute nicht mehr isoliert in einem Labor, sondern bereits früh werden alle Partner der Arzneimittelerforschung und -entwicklung in den Prozess eingebunden. Neben der Universität mit ihren verschiedenen Fachbereichen und dem Klinischen Studienzentrum Rhein-Main sind als außeruniversitäre Einrichtungen das chemotherapeutische Forschungsinstitut Georg-Speyer-Haus sowie als Bundesbehörde für die Prüfung und Zulassung biomedizinischer Arzneimittel das Paul-Ehrlich-Institut beteiligt. Das ebenfalls pharmazeutisch forschende Darmstädter Unternehmen Merck hat in den vergangenen drei Jahren bereits fünf Dissertationen des Graduiertenkollegs Biologicals aus dem Bereich Onkologie mit insgesamt 630.000 Euro unterstützt. Nun sollen bis 2014 neun Dissertationsthemen gefördert werden, die sich mit hochinnovativen Biopharmazeutika beschäftigen.
Mit Bezug auf das neue gemeinsame Projekt hebt Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt und Sprecher des Graduiertenkollegs, hervor, dass erfolgreiche und moderne Arzneimittelforschung heute nur noch im Zusammenspiel zwischen Universität und Industrie gedeiht. „Grundlagen- und Industrieforschung sind keine Gegensätze, sondern befruchten sich gegenseitig und ermöglichen so eine erfolgreiche Arzneimittelentwicklung. Seit über 100 Jahren ist Arzneimittelforschung, -entwicklung und -sicherheit ein Hauptschwerpunkt der universitären und außeruniversitären Forschung im Rhein-Main-Gebiet“, so Pfeilschifter. Vielleicht werde Hessen in absehbarer Zeit die „Apotheke Europas für Biologicals.“
Im Jahr 2004 brachte die gute Kommunikation zwischen Chemie, Biochemie, Pharmazie, Biologie und Medizin an der Goethe-Universität Pfeilschifter und seine Kollegen auf die Idee, eine Nachwuchsförderung für Postgraduierte im Bereich Biologicals einzurichten. Der Grund für die Zusammenarbeit liegt in der Komplexität der Materie. Innerhalb des interdisziplinären Netzwerkes ist es den Studenten möglich, für ihre Arbeiten auf das Know-how vieler unterschiedlicher Fachgebiete zurückzugreifen. Im Rahmen der 12 Module umfassenden Ausbildung erarbeiten die Postgraduierten in drei Jahren Arzneimittelforschung in einer Vielfältigkeit, wie sie heute nachgefragt wird. Sämtliche biomedizinische Wirkstoffklassen und Entwicklungsstufen wurden im Rahmen des Kollegs in eine Matrix eingebunden mit dem Ziel, alle Positionen der Matrix im Laufe der Zeit mit Forschungsprojekten zu füllen.
Biotechnologisch hergestellte Arzneimittel haben einen wachsenden Anteil bei den neu zugelassenen Arzneimitteln und ein hohes Innovationspotenzial. Ihre Grundlage sind Proteine, Peptide, onkolytische Viren, die Zell- und Gentherapie sowie verschiedene Typen der Ribonukleinsäure (RNS). Vor allem von der RNS, einem wichtigen Bestandteil der Zelle, versprechen sich viele Forscher einen Durchbruch zur Entwicklung neuer biologischer Wirkstoffe, um beispielsweise seltene Krankheiten therapieren zu können.
Das Graduiertenkolleg zeichnet sich durch eine exzellente wissenschaftliche Forschung und Lehre aus und wendet sich an promotionswillige Hochschulabsolventen der Naturwissenschaften, Medizin, Pharmazie und Biotechnologie. Pro Jahr promovieren sich rund 25 Stipendiaten am Graduiertenkolleg. Die Themen der Dissertation umfassen alle Entwicklungsstufen von der Wirkstofffindung bis zur klinischen Prüfung.