Frühe Einbeziehung und Interdisziplinarität sind gefragt
Dass diese offene Kommunikation auch für die Ärzte nicht immer einfach zu bewältigen sei, erklärte Dr. Jutta Hübner, Leiterin des Bereichs Palliativmedizin, supportive und komplementäre Onkologie am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) des Universitätsklinikums Frankfurt. „Gespräche mit dem Patienten über das Sterben stören das Selbstbild des Arztes, wenn er sich darüber definiert, der Heilende zu sein und Heilung mit Gesundheit gleichsetzt. Nur eine ehrliche Kommunikation des Arztes, der für sich eine Haltung zum Sterben gefunden hat, kann Patienten eine tragfähige Begleitung anbieten.“
Wissenschaftliche Daten belegen unterdessen, den Nutzen einer frühen Einbeziehung palliativmedizinischer Fachkräfte und Maßnahmen bei Diagnose einer nicht heilbaren Krebserkrankung. So zeigte eine Studie aus den USA eine Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit neu diagnostiziertem Lungenkrebs, wenn in die Behandlung zeitnah ein Palliativteam hinzugezogen wurde. Insbesondere depressive Symptome waren bei diesen Patienten seltener zu beobachten. „Damit wird eine langjährige Definition und Beschränkung der Palliativmedizin auf weit fortgeschrittene, späte und hoch symptomatische Erkrankungsstadien aufgebrochen und die Palliativmedizin in der Onkologie herausgehoben aus den Wänden stationärer Palliativeinrichtungen“, erläutert Professor Florian Lordick, Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie des städtischen Klinikums Braunschweig, die neuen Ansätze in der Palliativmedizin.
Eine Herausforderung für die Zukunft wird es nun sein, den Blick nicht nur auf eine spezialisierte Versorgung zu richten, sondern die Palliativmedizin auch verstärkt in eine allgemeine ambulante Versorgung zu integrieren. Denn nach wie vor ist es der verständliche Wunsch vieler Patienten am Lebensende, so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrer vertrauten häuslichen Umgebung bleiben zu können.