Funktionierende Schilddrüsenfollikel aus Stammzellen tierexperimentell hergestellt – Hoffnung für hypothyreote Neugeborene?
Methodisch wurden in embryonalen Stammzellen die Proteine NKX2-1 und PAX8 transient überexprimiert. Diese zwei Transskriptionsfaktoren kommen zusammen nur in Schilddrüsenzellen vor. Bei Kultur in einer Petri-Schale unter Zusatz von Thyreoidea-stimulierendem Hormon entwickelten sich aus den Stammzellen Schilddrüsenzellen, die sich spontan dreidimensional zu Follikeln gruppierten. Hypothyreote Mäuse wurden durch Implantation dieser Schilddrüsenfollikel wieder euthyreot.
Kommentar des Referenten:
Die Forscher suchten ursprünglich eine neue Schilddrüsenzell-Linie für physiologische Studien und erhielten unerwarteterweise funktionierende Schilddrüsenfollikel. Jetzt muß man die ersten Resultate mit dieser Technik beim Menschen abwarten. Da in Deutschland etwa eines von 3200 Babies mit einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion zur Welt kommt, würde sich hier ein bedeutendes Anwendungsgebiet in dieser für die Gehirnentwicklung des Menschen so entscheidend wichtigen Lebensphase eröffnen. Shinya Yamanaka aus Japan erhielt den Medizin-Nobelpreises 2012 für seine erfolgreiche Reprogrammierung von adulten Hautzellen in Stammzellen, mit dem Potential, sich wieder in ein weites Spektrum von Zellen zu differenzieren. Induzierte pluripotente Stammzellen des Menschen nach Differenzierung zu Schilddrüsenfollikeln zur Behandlung hypothyreoter Patienten einzusetzen und die Hypothyreose permanent zu beseitigen, wäre das klinische Endziel.
(1) Francesco Antonica et al.: Generation of functional thyroid from embryonic stem cells.
Nature 2012. doi:10.1038/nature.2012.11574